OFC - VfR Aalen 1:1
Bereits nach dem etwas glücklichen 1:0-Sieg der Kickers in Schweinfurt beschlich einen das Gefühl, daß das kommende Spiel gegen den VfR Aalen mindestens genauso schwer werden würde: Schließlich ist's ein Heimspiel, und zuhause haben wir erstmal zweimal gewonnen (Pfullendorf, Trier), auswärts immerhin schon viermal.
Aus diesem Grund galt es, sich auf dieses Spiel (mental) entsprechend vorzubereiten, etwa indem man sich vornimmt, nur noch in Zwei-Spiele-Blöcken zu denken: Hauptsache, wir holen bis Saisonende aus jeweils zwei Spielen vier Punkte! Dies paßt wunderbar auf die Spiele nach der Winterpause, und läßt einem die beruhigende Hoffnung, daß selbst ein Unentschieden gegen die irgendwo im Dunstkreis der Aufstiegskandidaten stehenden Schwaben noch kein Untergang wäre; man müßte dann ja lediglich(?) eine Woche später beim SV Wehen gewinnen...
In solchen Gedanken verfangen, begann das Spiel. Bei allerbestem Kopfweh-Wetter (nach wochenlangem Dauerregen und -bewölkung nun der ersehnte Frühlingseinbruch mit entsprechenden Temperaturen und Dauersonnenschein) sahen etwa 6500 Zuschauer, wie bereits nach wenigen Minuten der Ball im Tor der Kickers lag, 0:1-Rückstand. Wie gemein, man hatte noch nicht einmal richtig die Mannschaftsaufstellung analysiert, und schon lang man hinten. Wie sich durch Nachfragen herausstellte, war's wohl leider Dario Fossi, der am Gegentor mitschuld war. Aber macht nix, einem jungen Spieler, der letztes Jahr noch in der A-Jugend spielte, darf so etwas passieren.
Außerdem waren ja noch 86 Minuten zu spielen (oder, wenn man das Hinspiel als Maßstab nimmt, noch 92 Minuten). Also genügend Zeit, um einerseits nun endlich die Mannschaftsaufstellung wahrzunehmen, und um andererseits noch etwas (was auch immer) am Ergebnis zu ändern. Gegenüber dem Sieg in Schweinfurt gab's nur eine Umstellung, für Becker kam Brendel ins Team. Bei seinem ersten richtigen Einsatz für die Kickers gab's viel Licht und viel Schatten. Vor allem merkte man, daß er noch Zeit braucht, um spielerisch mit den Kollegen zu harmonieren. Eines kann man ihm allerdings nicht absprechen: Er war jemand, der stets bemüht war, etwas zu tun - ganz im Gegensatz etwa zu Dama. Kotzte einen bereits in Pfullendorf seine Spielweise an, so wurde heute teilweise die Schwelle überschritten, an der man "Dama raus" rufen würde. Es war überdeutlich, daß er nix tat und wohl auch nix mehr tun wird, schließlich wird er am Saisonende die Kickers verlassen. Er bot sich nicht an, lief nicht, die Flanken kamen nicht an (daher lief alles über rechts), und spätestens als er eine Gelbe Karte bekam, sahen einige Parallen zu Tom Stohn, der einst (remember Erfurt) auch um eine Gelb-Rote Karte bettelte.
Daß es auch anders geht, zeigte der in letzter Zeit ebenfalls oft kritisierte Dolzer. Er machte ein gutes Spiel, so daß man fast geneigt ist, seinen wohl nicht zu verhindernden Weggang als Verlust für die Kickers zu bezeichnen. Ansonsten war der Mannschaft eine deutliche Verunsicherung nach dem frühen Rückstand anzumerken, insbesondere der bei Heimspielen so dringend benötigte Spielmacher war nicht zu sehen. So ging die erste Hälfte, in der es für beide Mannschaften dennoch einige Chancen gab, ihrem Ende entgegen. Das Pfeifkonzert zur Pause fiel erstaunlich moderat aus, ein gutes Zeichen?
So machte man sich auf zur Pausenverpflegung. Was man sonst nur von Auswärtsspielen kennt, scheint langsam auch auf dem Bieberer Berg Realität zu werden: Wie soll man es, ohne etwas vom Spiel zu verpassen, schaffen, innerhalb von fünfzehn Minuten sein Pausenbier zu bekommen? Wenn vor einem zehn Leute stehen und kurz vor Ende der Pause immer noch fünf, dann läuft doch etwas schief, oder?
Also kehrte man bierlos und durstig in den Block zurück, und beim Suchen des angestammten Platzes blieb man plötzlich stehen und sah den für Dario Fossi eingewechselten Matze Becker, wie er zu einem Solo ansetzte und Gegner um Gegner ausspielte - aber leider ohne meßbaren Erfolg. Die Aktion war allerdings so schön, da konnte man ihn nicht kritisieren; zumal ein wenig Hoffnung aufkam für die verbleibenden 45 Minuten. Und tatsächlich, mit Beckers Einwechslung (Köpper spielte nun Manndecker) kam Schwung ins Spiel, und mit drei Stürmern sollte es doch eigentlich nur eine Frage der Zeit sein, bis...
... bis auf einmal ziemlich viele Spieler im Strafraum des Gastes standen, und im dem Moment, als man meinte, daß kein Kickers-Spieler mehr in Ballnähe wäre, der Ball wunderbar ins obere Toreck einschlug. Der erste Gedanke, daß es sich um ein Eigentor handeln müsse, wurde vom zweiten Gedanken, daß so schön kein Eigentor der Welt sein kann, verdrängt, und als die Leute um einen herum anfingen, "Becker war's, Becker war's" zu schreien, da sah man, wie der so Gemeinte freudestrahlend zum Fanblock lief und mit den Fans und den Mannschaftskollegen den Ausgleich feierte. Außerdem war ja noch eine halbe Stunde zu spielen.
Leider sollte an diesem Tag nichts mehr passieren. Es gab zwar noch Chancen für die Kickers, am Ende jedoch mußte man mit dem Unentschieden zufrieden sein. So sahen's wohl auch die Fans, keine Pfiffe, etwas Jubel - na ja, dann halt eben drei Punkte in Wehen. Aber wird die Serie mit den Auswärtsspielen bis Saisonende halten? Wie werden sich die auf dem Halberg traditionell schlecht spielenden Kickers schlagen? Wer wird spielen?
Vielleicht mal ein Spiel ohne Dama? Wenn man sieht, daß am vergangenen spielfreien Wochenende Matze Becker sich freiwillig zum Dienst bei der Zweiten meldete, um beim 3:2-Sieg in Oberrad bei strömendem Regen auf dem Hartplatz(!) ein Tor zu schießen, dann würde man auch Dama einmal wünschen, daß er strafversetzt (und meinetwegen gedemütigt) wird, um so noch einmal vorgeführt zu bekommen, wo er herkommt, und was von einem Profi eigentlich zu erwarten ist.
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