OFC VfB Stuttgart

OFC - VfB Stuttgart (A) 3:0


Geprägt durch die Erfahrungen der letzten Saison versuchte man nach dem Auftaktsieg der Kickers in Aalen, sich einen gewissen Realitätssinn zuzulegen: Man muß nicht gegen die Amateure des VfB Stuttgart gewinnen, ein Unentschieden wäre immer noch ein Grund zur Zufriedenheit - frei nach dem Motto der vergangenen Rückrunde: "Vier Punkte aus zwei Spielen". Andererseits sollte man ja mal irgendwann damit anfangen, etwas gegen die verheerende Heimbilanz (drei Siege in 17 Spielen) zu unternehmen, warum also noch länger warten?

Die Mannschaftsaufstellung war alles andere als eine Überraschung, es spielte dieselbe Elf wie gegen Schalke und Aalen. Während es letzte Woche noch eine halbe Stunde dauerte, benötigten die Kickers gegen Stuttgart nur die Hälfte der Zeit: Bereits nach einer Viertelstunde stand es 2:0. Zunächst war es Würll, der nach Vorarbeit von Becker auf den gegnerischen Torwart zulief und, anders als letzte Saison, als er wohl zehn Versuche gebraucht hätte, diesen mit der allergrößten Selbstverständlichkeit ausspielte und den Führungstreffer erzielte. Einige Minuten später war es erneut Becker, der diesmal Kagiouzis bediente, so daß dieser den Ball mit voller Wucht ins Tor hämmern konnte.

Und weg waren sie, der Realismus und die Selbstbescheidenheit - jetzt wollte man, wie vor einer Woche, nur noch gewinnen. Die Kickers ließen es nach der schnellen Führung etwas ruhiger angehen, was aber keineswegs bedeutet, daß sie unattraktiven Fußball gespielt hätten. Vielmehr war das Gebotene immer noch sehenswert, sei es die stabile Abwehr, gegen die der Gast in der ersten Halbzeit kaum etwas zustande brachte, das gute Mittelfeld rund um die Spielmacher Dworschak und Kagiouzis, oder auch der Sturm, wo Becker der Aufforderung des Trainers, er solle auch mal Ungewöhnliches probieren, erstaunlich gut nachkam.

Nach der Pause schalteten die Kickers (noch) einen Gang zurück, was aber nicht sonderlich schlimm war und vor allem der positiven Stimmung auf den Rängen nix anhaben konnte. Wann führte man das letzte Mal zur Pause mit zwei Toren, und dann auch noch zuhause? Wann wurden zum letzten Mal die ausgewechselten Spieler (Becker, Kagiouzis, Meyer) mit Sprechchören verabschiedet? Selbst die Tatsache, daß Becker in der zweiten Hälfte nicht mehr viel gelang, stand dem nicht im Wege, zu gut war seine Leistung einschließlich der beiden Torvorlagen vor der Pause. Und wie er über's ganze Gesicht strahlte, als die Fans ihn bei seiner Auswechslung feierten, konnte man selbst auf der Gegengerade erkennen.

Trotzdem hatte man ein komisches Gefühl: Wenn da ein Gegentor fällt, kippt das Spiel. Warum, bleibt ein Rätsel, wahrscheinlich handelt es sich hierbei um ein sich erst langsam auflösendes Trauma der beiden letzten Jahre. Zwar kam der VfB nun auch zu Chancen, aber spätestens, als es nach zwei Knallern an die Latte innerhalb weniger Sekunden(!) immer noch zu Null stand, konnte man sich nur noch die Augen reiben: Ist etwa das Glück wieder zu den Kickers zurückgekehrt? Vor einem Jahr wurden die ersten Spiele stets in den letzten Minuten verloren, und nun geht der Ball einfach nur an die Latte? Als Krönung spielte sieben Minuten vor Ende Becht den Stuttgarter Torwart aus und erzielte sein erstes Pflichspieltor, 3:0. Das war's dann aber wirklich! Der Rest war pure Freude, die Zuschauer feierten, und nach dem Schlußpfiff wollte erst einmal keiner nach Hause.

Selbst wenn die "Spitzenreiter, Spitzenreiter"-Euphorie nach dem Spiel nicht ernstzunehmen ist (jemand formulierte es treffenderweise so: "Hauptsache, erstmal fünf Punkte Vorsprung auf Darmstadt"), so kann man sich dennoch bereits jetzt auf die Partie im Mannheimer Storchenstadion freuen. Wieviele der 8000 Zuschauer von heute da wohl mitfahren werden...?



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