Fulda OFC

SC Borussia Fulda - OFC 0:1


Wenn man nicht schon ohnehin wüßte, wie es werden würde, müßte man sich derzeit nicht nur für den Vorbericht zum Kickers-Spiel, sondern auch für die Wetterprognose interessieren. So schön es natürlich ist, daß der Sommer dieses Jahr nicht aufgeben will, so anstrengend ist es aber auch für Spieler und Zuschauer, bei Temperaturen jenseits der 30 Grad Gefallen am Fußball zu finden. Sommer und Fußball ergibt Sommerfußball - und das steht nun einmal nicht für die attraktivste Form dieses Sports. Im Winter werden Spiele vorverlegt (dann, wenn's kein Flutlicht gibt), warum kann man da im Sommer nicht am Abend spielen (dann, wenn's kühler ist)? Ach so, das Fernsehen, das hat da wohl seine Finger drin und will nicht ohne weiteres Sendeplätze verschieben. Schade, schade,...

Was blieb einem also anderes übrig, als in die dritte Hitzeschlacht dieser Saison zu ziehen? Man machte sich auf den Weg nach Fulda und vergaß, daß bei Reisen in die osthessische Bischofsstadt zehn Minuten extra einzuplanen sind: Wie bereits vor zwei Jahren geriet man auch dieses Mal in eine Polizeikontrolle, bei der jeder mit OF-Kennzeichen, der zumindest einen Fanschal anhatte, aus dem Verkehr gewunken wurde. Während Fahrzeug- und Führerschein sowie Personalausweis mit den gängigen Verbrecherdateien abgeglichen wurden, zeigte sich die Polizei immerhin von ihrer freundlichen Seite. Man plauderte über die Sicherheit im allgemeinen und die Kickers im besonderen, und nachdem endlich feststand, daß nix gegen einen vorliegt, konnte die Fahrt weitergehen. Leichter gesagt als getan, man quälte sich durch den innerstädtischen Stau, und spätestens an einer hoffnungslos überlasteten Linksabbiegerampel schüttelte man den Kopf darüber, daß hier keine Polizisten den Verkehr regelten. Aber die waren ja andersweitig im Einsatz...

Das Spiel begann. Nachdem vor einer Woche das Berndrothsche Ziel, gegen Elversberg zu "stürmen, stürmen, stürmen", kräftig verfehlt wurde, war nun die Spannung groß, was aus der Aussage wird, man habe Ecken und Freistöße geübt. Aber oh weh, die Kickers kamen gar nicht dazu, das Trainierte zu zeigen, vielmehr waren es die Gastgeber, die das Spiel machten; zwar nicht sonderlich effektiv, aber dafür auch nicht so ideenlos wie die Offensivabteilung der Kickers. Spätestens, als bei einem Zweikampf mit Binz ein Fuldaer im Strafraum zu Fall kam, war man aufgeschreckt. Elfmeter? Nee, zum Glück gab's bereits vorher ein Foul, damit nur einen Freistoß für die Borussia - und der brachte nix ein.

Das Spiel ging torlos in die Pause, und so schleppte man sich, gequält von Sonne, Hitze und Spiel, zum Getränkestand. Selbst wenn niemand so recht daran glauben wollte, hatte manch einer noch Hoffnung auf eine bessere zweite Hälfte; schließlich spielten die Kickers (übrigens zum ersten Mal in einem Punktspiel in ihren neuen blau-gelben Auswärtstrikots) nun auf das Tor vor den etwa 2000 (OP: 2500) mitgereisten OFC-Fans.

Tatsächlich, der Unterschied zwischen beiden Mannschaften war nach dem Wiederanpfiff geringer - was aber weniger an den Kickers lag, sondern vielmehr daran, daß die Gastgeber ihrer Spielweise in den ersten 45 Minuten Tribut zollen mußten. Mehr und mehr machte man sich mit dem Gedanken vertraut, das dritte 0:0 in Folge zu sehen (Frage an die, die seit Jahrzehnten zu den Kickers gehen: Wann gab es das zum letzten Mal?), und man konnte sich allenfalls damit trösten, daß es dieses Spiel weit mehr als die beiden letzten auch verdient hatte, torlos zu enden. Aber dann, es war so um die 78. Minute, Ecken für die Kickers: Erste Ecke, zweite Ecke, dritte Ecke - Tor. Tatsächlich Tor, nach einem Fehler des Fuldaer Torwarts war es Würll, der zur 1:0-Führung für den OFC abstauben konnte. Nicht zu fassen! Fulda versuchte zwar, sich gegen die erneute Niederlage zu wehren, blieb aber erfolglos und die Kickers-Abwehr zum vierten(!) Mal hintereinander ohne Gegentreffer.

Nach dem Schlußpfiff konnte man sich als über 30jähriger nur noch wundern, wo die vielen jüngeren Kickersfans die Kondition hernahmen, über die Banden zu springen (in Fulda gibt es nachwievor keinen Zaun) und unter den gestrengen Augen der Ordnungshüter die Mannschaft zu feiern, fast schon so, als ob man einen Riesenschritt in Richtung Aufstieg unternommen hätte. Wer sich nicht von der Euphorie anstecken ließ, atmete erst einmal tief durch und stellte fest, daß das Glück der letzten Spiele, das sich vor allem in Lattentreffern manifestierte, heute darin zu sehen war, solch ein Spiel überhaupt gewonnen zu haben.

Bevor nun aber alles in Kritik untergeht, sollten die Erwartungen mit denen von vor einigen Monaten verglichen werden. Die Kickers haben mit einer neu formierten Mannschaft 11 von 15 Punkten erreicht, und falls jemand das Thema DSF-Liga partout nicht verdrängen will, so sollte er zufrieden sein, wenn man zur Winterpause im oberen Tabellendrittel steht. Danach kann man immer noch die Ziele neu definieren...

Photos: Stadion Johannesaue


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