Schweinfurt OFC

FC Schweinfurt 05 - OFC 1:2


"Ungeschlagen nach unten" - so titelte die Rundschau nach dem 1:1-Unentschieden gegen Rot-Weiß Erfurt. Nach unten? Dorthin, wo der heutige Gegner sich bereits seit etlichen Wochen befindet? Nein, das darf nicht sein, nur drei Punkte zählen heute. Etwa 150 Kickersnasen machten sich auf den Weg ins unterfränkische Schweinfurt (Partnerstadt des finnischen Seinäjoki), alle in der Hoffnung, hier das Ende der grauen Serie miterleben zu dürfen.

Doch zwischen hoffnungsvoll und optimistisch liegt dann eben doch ein Unterschied; zu schlecht waren die Ausgangsbedingungen: Die Kickers hatten bei der Pokalniederlage gegen Erstligist Nürnberg (2:3 n.V. und nach 2:0-Führung) sicher viel Kraft gelassen, während Schweinfurt gerade erst in Wehen 4:3 gewonnen hatte und damit deren Trainer Schwickert in die Wüste schickte. Oh nein, dachte man in einem kurzen Moment des Entsetzens, bitte keine Wiederholung der Ereignisse. Würden im Falle einer Niederlage auch beim OFC Trainerdiskussionen losgetreten werden? Gänzlich unbegründet sind solche Sorgen nicht, denn wenn Kickers-Präsident Müller schon in der Presse seine Abschußliste preisgibt und die Namen von Spielern (Schönefeld, Lorenz, Saridogan) nennt, von denen der Verein sich trennen sollte, dann würde man sicher auch vor Trainer Berndroth nicht haltmachen. Nein, der Trainer muß bleiben, und die Meßlatte liegt irgendwo in der Größenordnung von Volker Finke in Freiburg - unter zehn Jahren geht da gar nix.

Oder ist die ganze Aufregung etwa umsonst, weil die OP in Person von M. Batzel wie in den Vorjahren meint, sie müsse drei Wochen vor der Jahreshauptversammlung wieder einmal die Stimmung anheizen?

Egal, das Spiel begann, die Schweinfurter spielten nicht wie sonst üblich in Grün, sondern in Rot. Warum eigentlich? Wollten sie damit verhindern, daß der OFC in seinen Lieblingsfarben aufläuft? Falls ja, war diese Maßnahme sicherlich unnötig, denn was Traditionen angeht (und dazu gehören auch die Trikots), ist man bei den Kickers mitterweile "moderner" geworden: Auswärts spielt man anscheinend nur noch in Blau - so einfach ist das. Gibt's im Fanshop eigentlich auch schon die Auswärtstrikots zu kaufen?

Das Spiel erinnerte in vielen Aspekten an ein Oberliga-Spiel: Menschenleere Ränge (und trotzdem waren es 1600 Zuschauer), keine Stimmung und zwei Mannschaften, bei denen man wußte, warum die eine immer nur verliert und die andere nur unentschieden spielt - wobei man zumindest bei den Kickers das Pokalspiel als Erklärung und Entschuldigung gelten lassen muß. Mit Ausnahme von Petry, der wegen seiner Gelb-Roten Karte für das heutige Spiel gesperrt war und für den der erneut schwache Saridogan spielte, gab es in der Aufstellung keine Änderungen gegenüber der Pokalpartie.

Offenbach kontrollierte das Spiel, ließ es aber zugleich auch sehr ruhig angehen - bis in der 34. Minute nach einem Freistoß Zitouni per Kopf das viel umjubelte 1:0 erzielte. Mit diesem Ergebnis ging es in die Pause, und nach Wiederanpfiff hoffte man, daß die ersten Minuten einmal ohne den obligatorischen Gegentreffer überstanden werden können. So war es denn auch, die Gastgeber waren viel zu schwach, um den OFC ernsthaft in Gefahr zu bringen - bis nach einer guten Stunde der Unparteiische nach einem vermeintlichen Foul von Kaba auf Elfmeter für Schweinfurt entschied. Torwart Thier ahnte die richtige Ecke, kam an den Ball dran, dieser kullerte an den Innenpfosten und schaffte es irgendwie, mit einer ganzen Umdrehung hinter der Torlinie zum Liegen zu kommen. Also 1:1, Ausgleich.

Es war dies das zehnte Unentschieden im 16. Spiel. Gibt es denn gar keinen Gegner mehr, gegen den man einfach nur mal so gewinnen kann? Ratlosigkeit machte sich breit, allzu oft in dieser Saison hatte man diesen Gefühlszustand schon erlebt: Geführt und dann doch nur Unentschieden. Oder sogar verloren - was aber heute auch keinen Unterschied gemacht hätte.

Und auf einmal stand es 2:1 für die Kickers, Torschütze erneut Zitouni, fünf Minuten vor dem Ende. Sollte es heute soweit sein...? Hoffen, Bangen, zwei Nachspielminuten, und dann war es geschafft: Drei Punkte in einem Spiel, in der Tabelle den Lokalrivalen aus Darmstadt überholt, und Kickersfans, die so freudetrunken den Sieg feierten wie schon lange nicht mehr, und bei denen man merkte, wieviele Steine ihnen vom Herzen gefallen sein müssen. Wer weiß, was in den fünf Spielen bis zur Winterpause noch alles möglich sein kann?




Letzte Frage: Was ist ein "Schnüdel"? (Titel der Stadionzeitschrift des FC Schweinfurt 05)



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