OFC Burghausen

OFC - Wacker Burghausen 0:0


Nach dem grandiosen und für manch einen gar nicht so unerwarteten Sieg bei den Heinern mußte man in den Tagen danach erst einmal den Kopf schütteln über diese bekloppte Liga: Wie kann es denn sein, daß am drittletzten Spieltag von den ersten Fünf vier Mannschaften verlieren? Darmstadt war ja in Ordnung, aber die anderen...

Immerhin ergab sich eine Konstellation derart, daß man mit 43 Punkten definitiv die Klasse hält - also fehlten den Kickers derer drei, zu holen aus zwei noch ausstehenden Spielen. Man fühlte sich an die eigene Kindheit erinnert, als man vor der Frage stand, ob es das lang ersehnte Geschenk bereits zum Geburtstag im Oktober oder erst zum Jahresende an Weihnachten geben wird (von "gar nicht" wollte man lieber nicht reden). Also drei Punkte zuhause gegen Burghausen oder doch Endspiel in Regensburg? Daß ein Heimspiel gegen Wacker Burghausen kein strategischer Vorteil ist, beweist allein schon die Statistik: Unter den zehn in dieser Saison gewonnenen Spielen findet man gerade mal drei Heimsiege.

Vielleicht war dies auch der Grund, warum die Kickers in der ersten Hälfte mit einer regelrechten Auswärtstaktik begannen. Mit einer wieder durch Binz nach seiner Sperre verstärkten Abwehr hinten dichthalten, den Gegner kommen lassen und irgendwann auf den entscheidenden Konter warten - so, wie man eben auswärts spielt und zu bisher sieben Siegen kam. Vielleicht aber war's auch nur der real existierende Heimkomplex, der sich ob der Chance, mit drei Punkten alles klar zu machen, dieses Mal noch deutlicher zeigte. Wer weiß...?

In der ersten Hälfte war Burghausen spielerisch die weitaus bessere Mannschaft, hatte die besseren Möglichkeiten, und der OFC mußte trotz eigener Chancen weiter darauf hoffen, daß die Abwehr hält. Die fehlende gute Viertelstunde nach Spielbeginn, die in letzter Zeit bei den Kickers des öfteren beobachtet werden konnte, brachte es mit sich, daß das Spiel und damit auch die Stimmung nicht schlechter werden konnten. Vielmehr wußten wohl die meisten der 6500 (OP: 8000) Kickersnasen, was einen zu erwarten hatte; so war die Unterstützung, gemessen an dem, was gezeigt wurde, die beste seit langem bei einem Heimspiel. Bis auf einige wenige Unverbesserliche gab es zur Pause (0:0) viel Beifall, zu interpretieren als Aufmunterung für die zweite Halbzeit.

Nach dem Wiederanpfiff war bald zu beobachten, daß die Gäste deutlich einen Gang zurückschalteten; anscheinend waren sie mit dem einen Punkt zufrieden. Als die Kickers 'ne Viertelstunde vor Ende noch mal frische Kräfte brachten (Brendel, Ertl für Becker, Schindler), um doch noch das befreiende Führungstor zu erzielen, da fielen immer öfters Wacker-Spieler wie die Eintagsfliegen um - freistehend, Beine in die Höh', den toten Mann markierend. Und bis der Schiedrichter am Ort des Geschehens war, bis die Betreuer dem sterbenden Schwan helfen konnten und bis dieser hinausgetragen war, vergingen Minuten um Minuten. Wo verläuft eigentlich die Grenze zur Unsportlichkeit?

Obwohl man in solchen Situationen nicht anders kann, als über den Unparteiischen zu schimpfen und ihm allerlei Schlechtes zu unterstellen, zeigte er nach Ende der regulären Spielzeit fünf Nachspielminuten an; daß es nicht mehr waren, lag wohl daran, daß er keine Lust hatte, zwei Hände nach oben zu strecken... Und siehe da: wieder ein um sein Leben Ringender, wieder Betreuer, wieder die Trage, wieder Minuten, die sinnlos, bangend, hoffend vergingen. Aber wie war's vor zwei Wochen gegen Elversberg? Da fiel der Gegentreffer kurz vor Ende, vielleicht wäre es besser, wenn doch Schluß wäre? Denn schließlich waren trotz aller Bemühungen der Kickers auch in der zweiten Hälfte wenig Torchancen zu sehen, da wäre ein Punkt allemal besser als eine der vielen Heimpleiten.

So verging die insgesamt achtminütige(!) Nachspielzeit, ohne daß irgendetwas Bedeutendes passiert wäre. Unentschieden, Endspiel in Regensburg, die Tabelle samt Punkten, Tordifferenzen, Toren auswendig lernen. Und irgendwie diesen furchtbaren Gedanken verdrängen, doch noch abzusteigen. Walluf, das klingt nicht nur nach Wald- und Wiesenliga, das ist es vor allem auch.

Niemals nach Walluf!



Startseite Zurück Gästebuch