Regensburg OFC

SSV Jahn Regensburg - OFC 1:4


Geschafft!

Was tat man nicht alles, um den Fußballgott gnädig zu stimmen und in Regensburg möglichst aus eigener Kraft den Klassenerhalt zu schaffen? Man kramte die seit zwei Jahren nicht mehr gewaschenen und getragenen Socken vom Osnabrück-Spiel hervor, versuchte Parallelen zu damals oder zu den Mannheim-Flutlichtspielen zu ziehen, und manch einer begab sich unabhängig von anderen Sachzwängen, die einer Teilnahme entgegenstanden, auf die Reise in die Oberpfalz.

Dort angekommen, konnte man sich schon vor dem Spiel davon überzeugen, wie wohlgesonnen die Einheimischen den Kickers gegenüber eingestellt waren: "Wir spielen doch nächstes Jahr lieber gegen Euch als gegen Wehen." So kam man mit einer Mischung aus An- und Entspannung im altehrwürdigen Jahnstadion an, dessen Tradition zum Greifen nah war: Ein bißchen Baufälligkeit hier, etwas Provisorium da, eine Wohnbebauung drumherum, die einen Hauch von Giesings Höhen in sich hatte.

So verging die Zeit des Wartens auf den Anstoß mit dem Austausch der Einschätzungen und Stimmungen sowie der Diskussion verschiedener "Wer spielt gegen wen wie"-Szenarien. Da die Lage keineswegs aussichtslos war - im Gegensatz zur Winterpause - herrschte eine gewisse Zuversicht vor, das wird schon klappen! Zumal es für die bereits geretteten Regensburger um nix mehr ging, kurz zusammengefaßt im Vorbericht der ortsansässigen Zeitung: "SSV Jahn ohne Druck, aber mit Anstand."

Die Realität des Spiels sah zunächst gar nicht so positiv aus. Der Gastgeber hatte deutlich mehr vom Spiel, und das obwohl die Kickers mit Köpper und Ertl (anstelle von Barletta und Becker) zwei Spieler einsetzen konnten, die eine Woche zuvor gegen Burghausen nicht oder nur kurz zum Einsatz kamen. Aber lag's am Wetter oder an der subjektiven Wahrnehmung, oder war es wirklick so, daß die Regensburger nicht auf jeden Fall jeden Zweikampf suchten? Schwer zu sagen...

Eine gute halbe Stunde war gespielt, als man mitten in der Diskussion über die Schwüle im allgemeinen und ihre Auswirkungen auf die Stimmung im speziellen noch rechtzeitig sah, wie ein Schuß eines Kickersspielers den Weg in Richtung gegenüberliegendes Tor nahm und dort zur 1:0-Führung für den OFC einschlug. Torschütze Dworschak, ja, da war man sich einig, der hat's verdient. Hätten wir doch bloß, was den Kampfgeist angeht, elf Dworschaks... Der erste Schritt zum Erfolg war getan, der zweite sollte noch vor der Pause folgen. Diesmal war's Würll, jener in der Vorrunde noch als bestenfalls für die A-Jugend geeignet bemitleidete Spieler, ja, auch er hat's verdient. Schließlich geht doch ein guter Teil der in der Rückrunde erzielten Treffer auf sein Konto.

Mit diesem Vorsprung ging's in die Pause, in der die Ergebnisse der anderen Plätze (Erfurt torlos, Wehen 3:0) zwar nicht für Euphorie sorgten, aber andererseits bei einem Kickerssieg auch keine Relevanz mehr besaßen. Man konnte sich den Fragen widmen, wie man zu Bier und Bratwurst kommt (was schier unmöglich war, Provisorium eben), und ob der Jahn sich gegen den Rückstand überhaupt noch einmal zur Wehr setzt (wofür es so recht keinen Anlaß gab).

Es begann die zweite Hälfte, recht bald fiel das 3:0, wieder Dworschak, war das die Entscheidung? Weiter ging's, Mitte der Halbzeit das 4:0, wer wohl? Würll natürlich, und irgendwie war es schon bezeichnend, daß die beiden besten Spieler der Rückrunde die Tore zum Klassenerhalt erzielten. Es folgte noch der Ehrentreffer der Gastgeber, einer von der Art, die es auch dem Gegner erlaubt anzuerkennen, daß es ein wirklich sehenswertes Tor war.

Jahnstadion Regensburg: Endergebnis

Die letzte Viertelstunde verging in der nun nicht mehr wegzunehmenden Erwartung eines glücklichen Endes, und als pünktlich zum Schlußpfiff die Tore des Gästeblocks geöffnet wurden, strömten die etwa 1800 Kickersnasen (bei insgesamt 4000 Zuschauern) aufs Spielfeld, um die Mannschaft, den Klassenerhalt und vielleicht sogar ein bißchen sich selbst zu feiern - und um vor allem diesem Gefühl der Erleichterung Ausdruck zu verleihen. Manche sorgten für Stimmung vor den Umkleidekabinen, andere warfen sich einfach nur auf den Rasen, einige konnten ihre Tränen nicht verbergen, zu sehr hatte doch diese Saison an den Nervenkostümen aller genagt. Egal, wie oft man während des letzten Jahres unterschiedlicher Meinung war, heute war man sich einig: Wir haben's geschafft, einfach nur geschafft!

Natürlich war der Gegner nicht mehr motiviert, der Sieg somit relativ leicht zu erzielen, aber wer kann daraus ernsthaft einen Vorwurf ableiten? Zumal diejenigen, die nun absteigen müssen (leider Erfurt, warum nicht die Bayern?), nicht mal ihr eigenes Spiel gewinnen konnten. Als in der Pressekonferenz der Trainer des SSV Jahn auch noch betonte, daß nix gekauft war, mußte man sich fragen, wie denn solche Gerüchte in die Welt kommen. War da wieder ein durchgeknallter Lokaljournalist à la Batzel am Werk?

Was soll's, solche Dinge sollten einem die Laune nicht verderben, jetzt heißt es erstmal entspannen, die fußballfreie Zeit der Sommerpause genießen, um dann in ein paar Wochen wieder mit frischem Elan die schönste Nebensache der Welt anzugehen: den Fußball, die Kickers und den Bieberer Berg.

Und die Zielsetzung für's nächste Jahr? Ach ja, egal, abwarten, bis es soweit ist; und wenn's mal eine langweilige Saison zwischen Platz 7 und 10 wird - nach all den Jahren des Stresses könnte man auch so etwas verkraften...

Photos: Jahnstadion


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