OFC Schalke 04

OFC - Schalke 04 1:2


Nach den Wochen der fußballfreien Zeit stellt sich langsam, aber sicher die erwartete Vorfreude auf die kommende Saison ein. Bevor's aber in Aalen so richtig ernst wird, standen erst einmal die "Jubiläumsspiele" an. Nachdem das Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen (0:2) eher enttäuschend war, konnte man sich bei Temperaturen um die 30 Grad nur mit Mühe dazu aufrappeln, das Spiel gegen den Vizemeister der Geld- und Aktienliga zu besuchen.

Immerhin hieß es in der Presse, der Gast wolle, anders als die Bayer's, mit der besten Mannschaft antreten, und Kickers-Trainer Berndroth kündigte eine offensive Spielweise der Seinen an; schließlich solle der Zuschauer auch seinen Spaß haben. Und tatsächlich: Schalke spielte fast in Bestbesetzung (nur Möller traute sich wohl nicht), und mit 6000 Zuschauern kamen knapp doppelt so viele wie gegen Leverkusen - und das obwohl mit denen doch eine Fanfreundschaft besteht. Sind da Rückschlüsse erlaubt...? Anders als vor fünf Tagen entwickelte sich ein munteres Spielchen; Schalke zeigte des öfteren, daß zwei Klassen oberhalb der Dritten Liga ganz anders Fußball gespielt werden kann, während die Kickers-Akteure im letzten Test vor Rundenbeginn die Chance nutzen wollten, sich in die Mannschaft zu spielen.

Im Tor stand zunächst Thier, Libero spielte Binz, und als Manndecker zeigten Zitouni und Lars Meyer sehr gute Leistungen: Der eine ein mehr als ebenbürdiger Dolzer-Nachfolger, der andere ein Spieler, der im Gegensatz zur letzten Saison doch mehr kann, als nur den Ball rauszuschlagen. Im Mittelfeld spielte auf links Alderidgi, auf rechts Becht (sowie einst, vor langer Zeit, Dama auf der anderen Seite), dazwischen Dworschak, Barletta - und Kagiouzis: Der Mann des Abends. Unglaublich, wie er, der vor gut einem Jahr noch A-Jugend spielte, das Spiel hinter den Spitzen Würll und Becker gestaltete. Wer bitte war Tom Stohn? Die Krönung seiner Leistung war die 1:0-Führung für den OFC, als er nach einer mißglückten Abwehr der Schalker mit vollem Einsatz seines Körpergewichts den Ball ins Netz drosch.

Zwar währte die Führung nur einige Minuten, aber egal, die Kickers zeigten sogar Spielkultur. Nicht nur Ansätze, sondern richtige Spielkultur, Bälle, die über mehrere Stationen liefen, wie man es schon lange nicht mehr gesehen hatte. Als die erste Halbzeit (1:1) zu Ende ging, konnte man fast traurig sein, daß der Trainer in der Pause wechseln wollte. Man wollte einfach mehr davon sehen!

Aber auch die, die in der zweiten Hälfte kamen, enttäuschten nicht. Egal, ob Incesu, Schulz, Keffel (mit kurioser Latte-Torwart-Latte-Abwehr), oder die sieben anderen (Kagiouzis spielte als einziger durch): Es war kaum ein Leistungsunterschied zu erkennen. Es gab mehr Anwärter auf Stammplätze, als es Stammplätze zu verteilen gibt.

Warum konnte dieses Spiel kein Pokalhalbfinale sein? Dann hätte der OFC, und nicht Schalke, kurz vor Ende den Siegtreffer erzielt. Spaß hat's trotzdem gemacht, und nachdem im letzten Jahr der Besuch eines Kickersspiels teilweise nur eine Art der Pflichterfüllung war, kann man sich endlich wieder auf ein Spiel freuen. Sicher, die Euphoriebremse muß getreten werden, und Trainer Berndroth hat es mit den Worten "Eigentlich sind wir ja nur ein Aufsteiger" goldrichtig formuliert, aber diese Mannschaft wird nicht 0:5 in Burghausen verlieren (und sich dabei bereits nach wenigen Minuten aufgeben).

Es ist nach all den Jahren immer noch vernünftig, an dem Wunsch einer endlich mal langweiligen Saison ohne Streß bezüglich Auf- oder Abstieg festzuhalten, aber so 'ne winzig kleine (theoretische) Chance besteht dennoch, daß die Kickers wie in der ersten Regionalliga-Saison anno 97/98 plötzlich oben mitspielen. Und dann?

Wieviele Hoffnungen, wieviel Wunschdenken ist erlaubt? Nach 34 Spielen wird man's wissen. Auf in eine neue Saison!



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