OFC Regensburg

OFC - SSV Jahn Regensburg 1:1


Irgendwie hatte man vor dem Spiel schon genug: Nach Saarbrücken, Darmstadt und Unterhaching kam im fünften Heimspiel mit Regensburg bereits die vierte Spitzenmannschaft - also eine Ausgangssituation, in der man normalerweise bei dieser jungen und noch entwicklungsfähigen Kickers-Mannschaft mit einem Unentschieden zufrieden gewesen wäre. Normalerweise - aber auf dem Bieberer Berg gelten derzeit andere Gesetze. Mit jedem nicht gewonnenen Heimspiel scheint sich ein immer größer werdender Teil der Zuschauer vom OFC abzuwenden. Wenn selbst nach dem Spiel gegen Unterhaching, in dem den Stadionbesuchern doch Emotion pur geboten wurde, fast jeder Dritte zuhause bleibt (um vielleicht in seinem Kleingarten Zierkürbisse zu ernten), dann fragt man sich schon, welchen Sinn Fußball noch hat. Ist dieser Sport denn nicht mehr als nur Ergebnisse, Erfolge und Siege?

Wenigstens hatten die 3500 Zuschauer, die den Weg ins Stadion fanden, bereits zu Beginn das Beste aus der Situation gemacht. Rauchbomben und (ein) Bengalo sorgten wenigstens dafür, daß erstmals seit langem ein Spiel wieder kurzzeitig unterbrochen werden mußte... Daß man damit immer noch weit entfernt ist von jenen glückseligen Oberliga- und Aufstiegszeiten, als ein ganzer Berg brannte, und daß man dies nie mehr erleben werden wird, dürfte allerdings ziemlich klar sein.

Von Beginn an stand ein Mann unter besonderer Beobachtung der Kickersfans: Mit einem während des gesamten Spiels sichtbaren Transparent "Wir haben genug vom DFB-Betrug" wurde der Unparteiische empfangen, und der gesamte Zorn des letzten Heimspiels kam wieder zum Vorschein. Wie wird der Schwarze Mann reagieren, wird er sich rächen? Zunächst offenbarte er mehrfach seine Inkompetenz, sei es nun bei falschen Einwürfen oder etwa bei einem vom Linienrichter angezeigten Abseits, welches er erst nach einer halben Minute und langem Reklamieren der Kickers-Spieler wahrgenommen hatte. Lernt man denn nicht bereits in der ersten Stunde, daß die Zusammenarbeit mit den Kollegen an der Linie die Grundlage eines guten Schiedsrichtergespanns ist?

Nach und nach wandte man sich dem Spiel zu. Der OFC (wieder mit Falk anstelle von Müller) hatte weit mehr zu bieten als die Gäste, bei denen deutlich wurde, daß sie wohl nur zuhause eine Spitzenmannschaft sind, während sie auswärts mit bisher nur einem Sieg lediglich biedere Hausmannskost zeigen. Doch trotz allen Bemühens sprang für die Kickers nichts Zählbares heraus, mit einem torlosen Unentschieden ging es in die Pause. Hätte vor einigen Wochen noch die Hälfte des Stadions gepfiffen, so war man wenigstens einen kleinen Moment lang froh, daß es doch nur so wenige Zuschauer waren - welche aber in ihrer Bewertung der gezeigten Leistung einer Meinung waren und die Mannschaft aufmunternd in die Kabine verabschiedeten. Würde das 1:0 fallen, so eine gängige Prognose in der Pause, würde Regensburg einknicken und der OFC alle Chancen haben, endlich einmal höher zu gewinnen.

Auf dem Weg zum Bierstand wurde man Zeuge einer neuen Polizeitaktik. Mit fünf Beamten marschierte die Ordnungsmacht in den Fanblock der Kickers ein, strebte zielstrebig nach oben (also dahin, wo Bengalo und Rauchbomben entzündet worden waren) und nahm einen der dortigen Fans mit. Einfach so. Das dies nicht gerade deeskalierend wirkt, liegt auf der Hand, und selbst wenn es einen berechtigen Anlaß für die Festnahme gegeben hätte, bleibt zu fragen, warum man damit nicht bis nach dem Spiel gewartet hat. In einem anderen Kontext würden Leute wie der festgenommene Fan als "Märtyrer" bezeichnet werden...

Zehn Minuten nach Wiederanpfiff kam für Petry Nachwuchsspieler Müller. Und kaum im Spiel setzte er sich bereits in Szene: Frech wie nur die Jugend sein kann, tauchte er im Strafraum der Gäste auf, wo er nur durch ein Foul gestoppt werden konnte, Elfmeter für den OFC. Jetzt geht's los, Bierbecher flogen in die Luft, wird der Ball auch reingehen? Falk trat an, traf, und der Pausenprognose lag nun nichts mehr im Weg - bis wenige Minuten später nach einem unnötigen Foul Zitouni mit Gelb-Rot den Platz verlassen mußte. Nach dieser "spielentscheidenden Szene" (Trainer Bernroth in der Pressekonferenz) mußte die Elf umgestellt werden. Zur Stärkung der Defensive kam Brighache ins Spiel, und mit einmal galt es nicht mehr, den Gegner zu überrollen, sondern einfach nur noch den Vorsprung über die Zeit zu retten. Was vermutlich auch gelungen wäre, wenn nicht bei einem der wenigen Angriffe der Oberpfälzer der Ball von einem Kickers-Spieler (Barletta) so stark abgefälscht worden wäre, daß man getrost von einem Eigentor sprechen kann.

Doch wer gedacht hatte, nun wäre alles vorbei, irrte. Kaum beeindruckt setzte der OFC zum Endspurt an, und die bereits während des gesamten Spiels miserable Leistung des Schiedsrichters erreichte nun ihren absoluten Tiefpunkt. Einseitige Entscheidungen jeglicher Art ließen die Stimmung hochkochen, wer dachte da nicht zurück an das letzte Heimspiel? War dies die schon zu Beginn befürchtete Rache des DFB-Angestellten? Was wird in Zukunft zu erwarten sein? Allein schon die Art und Weise, wie der Unparteiische die drei Minuten Nachspielzeit theatralisch inszenierte, war agressionsfördend. Nachdem kurz vor Ende Knappmann im gegnerischen Strafraum gefoult wurde, es aber statt des erhofften Elfmeters Gelb für den Stürmer sowie für den reklamierenden Mannschaftskapitän Dworschak gab, war es aus und vorbei: Die letzte Minute nahm man emotionslos zur Kenntnis, unter solchen Umständen macht Fußball doch keinen Spaß mehr.

Es blieb beim 1:1, und nach dem Spiel konzentrierte sich der Blick nach vorn. Was nun, OFC? Erste These: Die Kickers sind im Abstiegskampf. Zweite These: Die leichten Gegner kommen erst noch. Oder ist beides richtig? Tatsache ist, daß mit K'lautern, München, Wehen und Neunkirchen nun Gegner anstehen, die man einfach weghauen muß - und mit 12 Punkten aus den nächsten fünf Partien sähe die Welt schon wieder ganz anders aus. Ob's allerdings so kommt, ist mindestens so spannend wie die am nächsten Sonntag stattfindende Bundestagswahl...



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