OFC Karlsruhe

OFC - Karlsruher SC 3:1 n.V.


Selten zuvor erschien ein Pokalspiel so wichtig wie heute: Nachdem in den ersten Wochen der noch jungen Saison weder die Stimmung auf den Rängen noch die Leistung auf dem Platz den Wünschen der Kickersfans gerecht wurden, erhoffte man sich - ähnlich wie vor zwei Jahren in der düsteren Stepanovic-Arä mit dem Spiel gegen Kaiserslautern - eine Trendwende. Eine solche Möglichkeit, ohne größeren Druck von außen Wiedergutmachung zu betreiben, wird es für die Spieler so schnell nicht wieder geben... Auch die äußeren Bedingungen stimmten: Keine spätsommerliche Hitze und kein Badesee-Konkurrenz-Wetter, sondern Wolken und Regentropfen, so daß man darauf hoffen konnte, daß irgendwann an diesem Nachmittag das Flutlicht eingeschaltet werden möge.

Doch zunächst begann alles ganz schrecklich. Eine Minute war gespielt, als die in der DSF-Liga noch torlosen Karlsruher das 0:1 erzielten. Oje, dachte man, das fängt ja schlecht an - nicht nur ein frühes Gegentor, sondern vor allem eines, das nach einem schweren individuellen Fehler (Kaba war der Unglückliche) geeignet war, der Moral der Mannschaft einen schweren Schlag zu versetzen. Aber noch gibt es da die Fans, die, anders noch als gegen Darmstadt, sich davon nicht irritieren ließen. Vielleicht liegt's ja daran, daß ein 0:1 im Pokal bis in die Nachspielzeit hinein noch alle Chancen auf ein glückliches Ende (und sei's im Elfmeterschießen) birgt?

Den Badenern war nach der Führung anzusehen, daß sie in einer höheren Klasse spielen. Der Ball lief abgeklärt in ihren Reihen, und den Kickers blieb wieder einmal nur der Kampf übrig - und den nahmen sie an. Nicht nur, daß Dworschak in seiner Rolle als Mannschaftskapitän bereits nach wenigen Minuten die Mitspieler anschrie (also genau das tat, war beispielsweise in Stuttgart dringend notwendig gewesen wäre), sondern auch die Umstellungen in der Anfangself wirkten sich positiv aus. Der im Vergleich zu Fossi erfahrenere Zitouni spielte Libero, und auf den Flügeln sorgten Brighache und Langen für neue Akzente.

Die Halbzeitpause kam immer näher, als plötzlich im Strafraum der Gäste Dworschak nicht ungeschickt umfiel, Elfmeter für den OFC. Wer schießt? Hmm, ach so, Falk ist dieses Jahr dafür zuständig - und bei seiner Premiere hatte er Erfolg, 1:1-Ausgleich, und alles war wieder offen. Die Stimmung war wieder wie in den guten alten Zeiten, in der zweiten Halbzeit ging dann sogar das Flutlicht an, und spätestens ab diesem Zeitpunkt war es ein typisches Pokalspiel. Spielerische Feinheiten interessierten keinen mehr, und mit Müller, Knappmann und Kagiouzis kamen Spieler, von denen man in nächster Zeit sicherlich (wieder) mehr hören und sehen wird.

Es kam, was kommen mußte: Verlängerung - erst die macht doch ein Pokalspiel so richtig interessant. Da man den deutschen, europäischen und weltweiten Fußball-Funktionären so gut wie alles zutraut, mußte bei den Fans erst die Frage geklärt werden, ob nicht vielleicht mittlerweile das "goldene Tor" verbindlich vorgeschrieben ist. Nein, zum Glück nicht, also auf in die nächsten 30 Minuten - wer die fünf Elfmeter beim OFC schießen sollte, wollte man zu diesem Zeitpunkt lieber noch nicht diskutieren.

Nach 100 Minuten folgte der "schönste Spielzug der Kickers in dieser Saison" (Offenbach-Post, drei Ausrufezeichen), der mit dem 2:1 durch Kagiouzis abgeschlossen wurde. Die Pokalsensation lag in der Luft, und selbst das verletzungsbedingte Ausscheiden Naciris, infolge dessen der OFC nur noch mit zehn Mann spielte, sollte sich nicht negativ auswirken. Obwohl noch eine Halbzeit der Verlängerung Zeit bestand, war der KSC derart geschockt, daß er die Kickers nicht mehr ernsthaft in Gefahr bringen konnte. Es kam sogar noch besser. Allerletzte Spielminute, der junge Müller stürmt einfach in den Karlsruher Strafraum, wird dort gelegt, und diesmal war es eindeutig, Elfmeter. Falk war schon ausgewechselt, wer würde es nun wagen? Es war der Pokalheld des heutigen Tages: Kagiouzis, der (darauf verwies Trainer Berndroth in der Pressekonferenz) mit seinem Tor gegen den FSV Braunfels in der letzten Saison erst den Grundstein für das heutige Spiel gelegt hatte. Er traf zum 3:1-Endstand, und das, was vor dem Spiel bestenfalls Hoffnung war, war eingetreten. Nicht nur der sportliche Erfolg, sondern vor allem wieder eine Atmosphäre, wie sie der Kickers würdig ist, so daß sich all diejenigen, die nicht unter den 5800 Zuschauern waren), ärgern müßten, dieses denkwürdige Spiel nicht erlebt zu haben.

Und der nächste Gegner? Anders als früher, als am Sonntag danach in der Sportschau die nächste Runde ausgelost wurde, muß man diesmal nocht eine Woche warten. Wer dann kommen soll - dafür gab's genügend Ideen...

Doch vorher geht's in der Liga weiter: Bereits während der Woche gegen die ebenfalls in die Verlängerung gegangenen Unterhachinger wird man sehen, ob das "neue Konzept" (Berndroth) endlich den ersten Heimsieg bringen wird. Mit der Begeisterung von heute sollte es möglich sein!



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