Tag 1

Zwei Fähren, viel Schweden und Stockholm bei Regen

Ausgeruht, gestärkt (oder etwa gedopt?) mit Kaffee und selbstgebackenem Teekuchen fuhr man weiter Richtung Fehmarn, tankte kurz vor der Insel bei einer winzig kleinen Tankstelle, für die der Begriff Tante-Emma-Laden noch zutrifft, und erreichte das Scandlines-Terminal in Puttgarden - genauer gesagt: die dortige Autoschlange vor den Abfertigungsschaltern. Aber: Nur nicht hetzen lassen, dann warten wir eben. Man setzte über nach Rødby, und schon war man in Dänemark. Zwei Stunden Autofahrt später (man konnte meinen, man sei gerade durchs kleine Saarland gefahren) verließ man das Land wieder per Fähre Helsingør - Helsingborg.

Nun also Schweden. Auf Anhieb fand man den kleinen See Römningen bei Göteryd wieder, dessen Badplats man vier Jahre zuvor in einer halsbrecherischen Aktion schon einmal aufgesucht hatte. In den letzten Tagen hatte es wohl ausgiebig geregnet, denn auf dem kleinen Waldweg zum See mußte man sich durch Matsch durchkämpfen, so daß das extra für den Urlaub gewaschene Auto bereits am ersten Tag eine prägende braun-graue Farbnote bekam. Auch das Ufer des Sees litt unter den Nachwirkungen der Witterung: Ein zu hoher Wasserstand ließ den Uferbereich sichtlich kleiner werden, und warum das Wasser nicht klar, sondern seltsam bräunlich war, blieb ungeklärt. Aber ein Badesee ist zum Baden da, also rein ins Wasser, geschwommen, und wieder raus aus dem Wasser. Bevor es zurück auf die Hauptstrecke ging, kaufte man in Traryd noch schnell im Supermarkt ein, nicht ohne darüber zu rätseln, ob die auf der Titelseite einer Boulevardzeitung abgebildeten Personen nun Kindermörder, Frauenmörder oder sonstige Perverse waren.

Es folgten mehrere Stunden Fahrt über Autobahnen oder autobahnähnliche Straßen, die nicht besonders erwähnenswert wären, hätte man nicht unterwegs noch tanken müssen. Einfach nur Zapfpistole entnehmen und tanken? Denkste. Erst die Kreditkarte einschieben. In Ordnung. Pincode? Hmm, ja, den wußte man mal, aber da er bisher nie benötigt wurde, war er längst vergessen. EC-Karte? Nee, nicht akzeptiert. Also Einheimische fragen. Natürlich können die alle Englisch, wir sind ja schließlich in der PISA-Region Skandinavien. Des Rätsels Lösung: Wer bar bezahlen will, muß an der Tanksäule erst einen Knopf drücken, dann noch einen für die gewünschte Spritsorte, und dann kam tatsächlich auch das 95er Oktan. Beim "Barbezahlen" konnte man dann doch mit Kreditkarte bezahlen, aber, und das sollte sich in Schweden als Regel erweisen, wer keinen Pincode hat, muß seinen Personalausweis vorzeigen, aus dem dann das Geburtsdatum als Teil der Abrechnung übernommen wird.

Abends erreichte man Stockholm und fand gleich das anvisierte F1-Hotel: Für eine Nacht durfte es auch das billigste sein (nur Etagen-WC und -dusche, worauf die Rezeption besonders deutlich hinwies). Ohne sich groß aufzuhalten, ging es mit zwei Flaschen Apfelwein (ja, ja) zur Metrostation und von dort in die Innenstadt. Es tröpfelte, nieselte oder regnete, so genau war dies nicht zu definieren, und unter einer Trauerweide setzte man sich auf eine Bank, um den Tag langsam ausklingen zu lassen. Obwohl, etwas sehen wollte man schon von Stockholm, also ging's weiter in Richtung Altstadt; doch nachdem der gute Hochstädter aufgebraucht war, kam die Bettschwere. Durch den stärker werdenden Regen zurück zum Hauptbahnhof, rein in die T-Bana, und an der Zielstation angekommen, verschenkte man die noch gültige Mehrfachstreifenkarte an den Erstbesten. Was sollte man auch damit anfangen?


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