Jena OFC

FC Carl Zeiss Jena - OFC 0:0


Was konnte man, was durfte man erwarten beim Spiel der Kickers gegen den FC Carl Zeiss Jena? Eine Fortsetzung der "Wir siegen auswärts 1:0"-Serie wie etwa in Aalen und Stuttgart? Oder aber eine Fortsetzung des Spiels gegen Wehen?

Die Ausgangssituation war nicht gut: Der kurzfristige und vor allem überraschende Rücktritt des Trainers war sicher kein Vorteil, der Gegner war in der Tabelle anders als Stuttgart und Aalen ziemlich weit unten zu finden (genauer gesagt Vorletzter), die Sonne schien (wichtig, da alle vier Spiele mit Punktgewinn bisher bei Regen stattfanden), und außerdem war die Mannschaft arg dezimiert. Verletzt waren u. a. Maier, Ertl, Dama, gesperrt war Saridogan, suspendiert waren Sohler, Stohn, Becker, zum Verkauf standen Kolinger und Simon.

So war's kein Wunder, daß im 17-Mann-Kader vier Spieler aus der Zweiten standen (Mingrone, Abdel-Hag, Lars Meyer, Sarfo), wobei der Letztgenannte als Ersatz für Dama sogar von Spielbeginn an zum Einsatz kam. Die Aufstellung war keineswegs dazu geeignet, überschäumenden Optimismus zu erzeugen; die Tatsache, daß mit nur einer Sturmspitze (Marcio) gespielt wurde, reduzierte die Chancen, ein Tor zu erzielen, um die Hälfte, mindestens... Auf der Position von Ertl/Maier spielte Glöckner, irgendwo in der Mitte des Mittelfeldes war Dietmar Roth zu finden, und abgesehen von dem bereits erwähnten Sarfo (letztes Jahr noch A-Jugend) war alles wie gegen Wehen. Somit spielten also auch die "Abschiedskandidanten" Kolinger und Simon.

Die Vorzeichen sollten nicht trügen: Es war kein gutes Spiel, es war ein schlechtes, eher noch ein grottenschlechtes Spiel. Von beiden Mannschaften. Na gut, in Aalen spielte auch "schlecht" gegen "nicht gut", aber was beide Mannschaften boten, konnte auch die größten Optimisten in Zweifel bringen, ob an diesem Tag noch ein Tor zu sehen sein wird... Der Wille war gerade auf Kickers-Seite durchaus zu erkennen, allein die Umsetzung und vor allem das Selbstbewußtsein fehlten.

Keinen Spieler konnte man negativ, keinen positiv hervorheben. Sie spielten das, was sie eben derzeit können. Seit Wochen die gleichen Klagen: Keiner, der das Spiel an sich reißt, keiner, der sich Torchancen erarbeitet, keiner, den man als Hoffnungsträger identifizieren könnte. So verging die erste Hälfte ohne Chancen, weder hüben noch drüben. Die Kickers waren besser, aber "besser" will bei dem Niveau auch nix bedeuten... In der zweiten Hälfte wurde gewechselt, zunächst kamen Würll (besser als erwartet, was aber auch nix bedeutet) und Lars Meyer, später wurde dann noch der 1-Mann-Sturm ausgetauscht: Schindler für Marcio. Kurz vor Ende begann eine kleine (ganz kleine) "Schlußoffensive" der Kickers, aber spätestens, als Würll frei vorm Tor auf Dworschak spielte, der ebenfalls frei vorm Tor es nicht schaffte, ein Tor zu erzielen, war eigentlich jedem klar, daß da heute nix zu machen ist. Also Endergebnis 0:0. Kurz und fast schmerzlos.

Immerhin, die Spieler kamen nach Spielende zu den etwa 200 Fans, bedankten sich ehrlich bei ihnen, und beschimpft wurde diesmal auch niemand. Zufrieden war niemand, aber was um alles in der Welt soll man noch machen...? Wenn man vor Spielbeginn gewußt hätte, wie wirklick schlecht Jena sein wird, hätte man auch mit zwei Stürmern spielen können. Aber gemessen daran, was alles passiert war (Trainer, Verletzte, Supsendierte), mußte man auch froh sein, daß es kein Wehen-Erlebnis gab.

Leider gibt's derzeit auch keine irgendwie begründete Hoffnung, daß es besser werden könnte. Ein Oli Roth ist nicht zu haben, ein neuer Trainer muß erstmal gefunden werden, und neue Spieler gibt's erst, wenn andere gegangen sind (wer kauft eigentlich Becker und Stohn?). Es hilft auch nix, daß die Kickers die bessere Mannschaft waren und daß sie wirklich ernsthaft bemüht waren und gekämpft haben, ohne Tore ist der Weg nach oben versperrt. So bleibt nach dem nun zehnten Spieltag einzig die Hoffnung, daß bis zur Winterpause ein Platz im Mittelfeld gehalten werden kann, um dann in der Rückrunde doch noch ein Wunder zu erleben (ist da wieder ein leicher Optimismus herauszulesen?).

Ein Spielbericht wäre unvollständig, wenn nicht auch noch kurz auf das Drumherum eingegangen worden wäre. Die zahlenmäßig stark vertretene Polizei war sehr zurückhaltend (dickes Lob!), und Probleme mit den ach so gefürchteten Fans aus dem wilden Osten gab's auch nicht. Es war eher noch so, daß bei einer von den Kickersfans gestarteten Welle (na ja, bei 200 Nasen eher ein Flop) Teile der Jenaer Haupttribüne mitgemacht haben. Vielleicht geht's den Anhängern der beiden Vereine aufgrund der sportlichen Leistungen ihrer Teams mittlerweile so schlecht, daß man erst einmal andere Probleme hat, als sich bei einem Fußballspiel gegenseitig die Fresse einzuschlagen... Nicht unerwähnt bleiben sollte noch die Rostwurst- und Bierbude im Gästeblock, die trotz Bewachung durch etliche Polizeibeamte komplett durch ein unüberwindbares Gitter gesichert war. Lediglich durch eine kleine Öffnung gab's gegen Bares etwas zum Essen und Trinken, so ungefähr stellt man sich Alcatraz vor...



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