Sportfreunde Siegen - OFC 0:1Auf der Fahrt ins Siegerland kamen die zahlreichen Kickersfans an so altbekannten Orten wie Herborn oder Haiger vorbei, als kurz vor Verlassen des hessischen Staatsgebietes ein Schneesturm einsetzte, der die Frage aufkommen ließ: Was wird uns da heute in Siegen erwarten? Kaum im Leimbachstadion angekommen, schien wieder die Sonne. Als man jedoch in alter Gewohnheit dorthin gehen wollte, wo man vor knapp drei Jahren die 0:4-Niederlage in der Aufstiegsrelegation gesehen hatte, wurde man von Ordnern belehrt, daß sich die Einteilung geändert habe und man bitte schön nach rechts gehen solle. So kam man in einen wunderbar neu gestalteten Gästeblock, der als einziger im Stadion den Luxus eines asphaltierten Bodens aufwies, schöne Wellenbrecher besaß, und außerdem groß genug war, damit die OFC-Fans in gewohnter Manier sich in dessen gesamter Breite ausdehnen konnten. Doch bis zum Spielbeginn strömten so viele Kickersnasen ins Stadion (etwa 1200 der insgesamt 4600 Zuschauer), daß keiner mehr darauf pochen konnte, mindestens fünf Meter Abstand zum Nachbarn zu haben. Das Spiel begann. Gerade in den ersten Minuten sah man, wie motiviert und selbstbewußt die Kickers zu Werke gingen, so, als ob nach den beiden Siegen gegen Wehen und Jena ein Knoten, oder zumindest mal ein Knötchen geplatzt wäre. Kein Wunder, denn erneut gab es keine Veränderungen in der Startaufstellung. Selbst der in letzter Zeit so gescholtene Dama, schien, nachdem seine Zukunft nun endlich geklärt ist, wieder Spaß am Fußball zu finden. So ging eine sehr kurzweilige erste Hälfte, in der die Kickers die klar bessere Mannschaft waren, ihrem Ende entgegen. Leider ohne Tor(e), aber auf Seiten der Kickersfans gab es wohl nur wenige, die mit einem Unentschieden nicht zufrieden gewesen wären. In der Pause besuchte man zunächst einmal die sanitären Anlagen, die im Gegensatz zu Wehen mit seinen gegen alle Regeln verstoßenden drei Miettoiletten fast schon ein WC-Paradies darstellten. Nicht nur der Stehblock war luxuriös, sondern auch das in mindgrün angestrichene, schier endlos lange Toilettenhäuschen, in dem jeder nach eigenem Willen sich Zeit lassen konnte, ohne dabei vom Hintermann gedrängt zu werden. Nachdem die Zeit auch noch reichte, um eine Pausenverpflegung zu kaufen, ging man zurück zu seinem Platz. Kaum angekommen, sah man, wie auf der entfernten Seite des Stadions ein in weiß gekleideter Kickersspieler aufs gegnerische Tor zulief. Sicherheitshalber stellte man schon einmal den halbvollen Bierbecher auf den Boden, und als man sich gerade wieder aufrichtete, erkannte man, wie der Ball zu einem anderen Weißen kam, der ihn mit einem fetten Schuß wunderbar im Tor versenkte. 1:0 für die Kickers, Jubel, Freude, Wahnsinn - nur dem Bierbecher gefiel's nicht, er fiel trotzdem um. Wie am Tag danach aus der OP zu erfahren war, handelte es sich beim Torschützen um Patrick Würll, die Vorarbeit stammte von Matthias Becker. Wenig später wurde für den verletzten Ertl (Nasenbeinbruch?) das "brasilianische Laufwunder" Marcio eingewechselt, von dem man ja seit Wehen weiß, daß er (dank Berndroth?) nicht nur Fehler macht. Und tatsächlich, er machte eine ordentliche Partie. Mit der Zeit erhöhte der Gastgeber den Druck, und spätestens, als es zu persönlichen Konfusionen kam (statt der geglaubten fünf Minuten waren es noch siebzehn), wurde einem klar, wie lang und schwierig dieses Spiel noch werden würde. Von wegen kurzweilige erste Hälfte, jetzt war's nur noch Streß. Zumindest mal auf den Rängen, die Spieler hingegen vertrauten wohl auf die stabile Abwehr (in sieben Spielen seit der Winterpause nur vier Gegentreffer), spielten hinten schnörkellos, und sogar ein zweites Tor war aufgrund schöner Konter im Bereich des Möglichen. Selbst Marcio kam zu einer Torchance... Es wurde immer hektischer, bei den Kickers wurde noch zweimal ausgewechselt (Schindler, Fossi für Becker, Würll), und als der Siegener Torwart im Strafraum des OFC auftauchte, hatten die Gastgeber auch noch ein zahlenmäßiges Übergewicht. Aber immerhin, dies bedeutete ja, daß nicht mehr lang zu spielen war. Es begann die Nachspielzeit, die wie das Spiel selbst nicht enden wollte - aber dann war es geschafft, 1:0 gewonnen, dritter Sieg in Folge, für einen Tag lang achter Tabellenplatz. Nee, die Kickers steigen niemals ab! Es wurde gefeiert, Mannschaft und Trainer kamen zu den Fans, und manch einer glaubte zu erkennen, daß sich die Spieler wie schon lange nicht mehr über diesen Sieg freuten. Ein Tag, so wunderschön wie dieser... |