Aalen OFC

VfR Aalen - OFC 2:3


Anscheinend ist es schwer, bei der aktuellen Hitzewelle kühlen Kopf zu behalten und vernünftige Gedanken zu finden. Spätestens bei der Frage, was man denn als Kickersfan beim ersten Saisonspiel erwarten darf, kann es dazu kommen, daß man unter dem Eindruck des Schalke-Spiels den Verstand auf der Seite liegen läßt. Sicher, verlieren will man nicht, aber reicht bereits ein Unentschieden (was ja vernünftig wäre im Sinne des Ziels, nicht abzusteigen), oder will man mehr?

VfR Aalen: Wir wollen mehr

In Aalen angekommen, konnte man alsbald in dicken Lettern vernehmen: Wir wollen mehr. So stand's geschrieben auf der Titelseite der Stadionzeitung, und schnell wurde einem klar, daß es für den VfR Aalen nur ein Ziel auf dem Weg zur Glückseligkeit geben kann: den Aufstieg in die DSF-Liga. Ist etwa Klaus Gerster nun in Aalen gelandet? Nee, es ist der Präsident des VfR, dessen Worte einer "Plattform VfR Aalen" irgendwie nach dem "Zuschauer als Endverbraucher" auf der anderen Mainseite klingen.

So ändern sich die Zeiten. Letztes Jahr war der OFC Favorit, nun ist's der Club aus der Ostalb. Noch mehr hatte sich geändert: Statt eines langen Fußmarschs durch den Wald stellte man sein Auto im schattigen Parkhaus direkt vor dem Stadion ab (nicht mal in der Geld- und Aktienliga gibt's diesen Luxus), man konnte eine neue Tribüne hinterm Tor bestaunen (um bereits jetzt für den Massenansturm der Zweiten Liga gerüstet zu sein), und die Polizei war, anders als vor einem Jahr, als man ein "Ihr geht rein, wir geh'n raus"-Stück aufführte, überaus freundlich: "Sie, ich kenn' Sie, Sie waren doch auch in Pfullendorf."

Das Spiel begann, es wurde die erwartete Hitzeschlacht wie einst in Kirchheim oder Osnabrück, und dann stand's auch schon 2:0 für die Kickers: Tor Würll, Tor Zitouni. Das gibt's ja nicht! Fortan gab's ein Wechselbad der Gefühle. Einmal Erleichterung, wenn man mit zwei Toren Vorsprung führte, dann wieder Bangen, wenn der Vorsprung auf ein Tor geschmolzen war und der nächste Gegentreffer einen Punktverlust bedeuten würde - was ja, wie eingangs erwähnt, unter rationalen Gesichtspunkten noch akzeptabel wäre. Aber wenn man einmal geführt hat, dann will man auch mehr.

Wie groß die Gefahr wirklich war, daß in den letzten zehn Minuten das Spiel beim Stand von 3:2 (drittes Tor erneut durch Würll) noch kippen könnte, läßt sich schwer sagen. Zwar mußte Binz kurz vor Ende einen auf die Torlinie zurollenden Ball in letzter Sekunde wegschlagen (was ihn zum Held des Spiels machte), aber irgendwie konnte oder wollte man nicht glauben, daß die wunderbare Auswärtsserie hier einen Knacks bekommen sollte. Es blieb beim 3:2 für die Kickers, außer Pfullendorf und Karlsruhe wurden dieses Jahr auswärts alle Spiele gewonnen, und wenn man nach diesem Spiel im Bett liegend den Tag Revue passieren läßt, steht kurz vor dem Einschlafen die Frage im Raum: Was, wenn die Kickers nach drei Spielen sieben Punkte hätten oder in der Winterpause Fünfter wären?

Der Rest sind Träume - was bleibt, ist der wiedergefundene Spaß an den Kickers und die Vorfreude aufs nächste Spiel.

Photos: Waldstadion


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