Erfurt OFC

Rot-Weiß Erfurt - OFC 0:0


Nach dem schlechten Zuschauerzuspruch beim Heimspiel gegen Stuttgart machte sich nicht nur die Presse (OP: "Durchleben Klub und seine Anhänger eine Identifikationskrise?") Gedanken über die aktuelle Entwicklung der Kickers. Auch der einfache Fan fragt sich seit Wochen, warum denn bei den meisten Spielen dieser Saison keine Stimmung aufkam, und warum nicht soviele die Heimspiele besuchten, wie die Mannschaft es eigentlich verdient hätte.

Bevor man aber die teils haarsträubenden Erklärungsversuche der OP akzeptiert (Blockzwang, alkoholfreies Bier, vermehrte Stadionverbote, fehlende Identifikationsfigur), gesteht man sich lieber ein, daß man keine Antwort weiß. Sicher, man kritisiert seit langem das Bengaloverbot und die Anstoßzeiten, aber reicht dies als Erklärung aus? Oder ist etwa die noch vor Rundenbeginn erhoffte "langweilige" Saison, die übrigens keineswegs so langweilig ist, die Ursache? Bloß weil niemand das Wort Aufstieg in den Mund nimmt und man auch mit einem Mittelfeldplatz zufrieden wäre (den man immer noch nicht erreicht hat, weil man einfach besser ist)?

Trotz aller Fragen und vermeintlicher Krisen fuhren etwa 300 Kickersfans nach Erfurt, wohlwissend, daß auch dieses Spiel nicht in die Geschichte der Kickers eingehen wird. Eine Niederlage wäre gegen die seit einigen Wochen ungeschlagenen Thüringer keine Katastrophe gewesen, ein Unentschieden würde hier genügen. Und die Stimmung? Na ja, man wollte vor dem Spiel keine allzu hohen Erwartungen formulieren, eher war man überrascht, daß überhaupt soviele den Weg auf sich genommen haben. Wenigstens konnte man sich vier Tage früher als die Zuhausegebliebenen an der neuen Ausgabe des ERWIN erfreuen.

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Die Kickers traten in der erwarteten Aufstellung an (Alderigi für den verletzten Becker), hatten die besseren Torchancen, aber weniger Spielanteile als Erfurt, und die Abwehr hielt auch diesmal trotz früher verletzungsbedingter Auswechslung Zitounis den Kasten sauber. Zu Null also, Ziel erreicht, einen Punkt erreicht, ab nach Hause.

Aber halt, bevor der Eindruck entsteht, daß alles in Langeweile unterging, sei auf jeden Fall erwähnt, daß nach 80 Minuten die Offenbacher Fans endlich dauerhaft aufwachten und mit ihrer Stimmungsschlußoffensive dafür sorgten, daß die Mannschaft nach dem Schlußpfiff einen Grund hatte, sich ehrlich freuend von den mitgereisten Fans zu verabschieden. Da konnte auch der mit Stacheldraht bewehrte Zaun nur wenig abschrecken...

Was bleibt ist die Zuversicht, daß durch die Verlegung des kommenden Heimspiels in die Abendstunden ein Hauch der früheren Atmosphäre auf den Bieberer Berg zurückkehrt und daß endlich auch eine adäquate Zuschauerzahl honoriert, was diese Mannschaft und ihr Trainer bisher geleistet haben.

Photos: Steigerwaldstadion


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