OFC - SSV Jahn Regensburg 2:0Nun war er also da, der Tag, an dem die Entscheidung gegen die Kickers fallen könnte: Würde man gegen Regensburg nicht gewinnen, so wäre bereits jetzt der Traum des Derbys im nächsten Jahr ausgeträumt - und der Gegner war kein geringerer als der Tabellenzweite aus Regensburg, gegen den man bereits im Hinspiel schlecht ausgesehen hatte. Aber noch mehr als jenes Spiel drückten die jüngsten Ergebnisse der Kickers aufs Gemüt, und so war die Hoffnung, diese letzte Chance nicht zu vergeben, mehr Wunsch als Glauben. In diese Kategorie paßten wohl auch die Spekulationen um die zu erwartende Zuschauerzahl. Mit der ungewöhnlichen Ankündigung, all jenen, die heute sowie zu einem weiteren Heimspiel dieser Saison kommen, nächstes Jahr freien Eintritt im Derby zu gewähren (droht dann ein neues Haushaltsloch?), versuchte die Vereinsführung die magische 10.000er Grenze zu knacken. Zwar verfehlte man dieses Ziel knapp (OP am Samstag: 8200, OP am Montag: 9000), dennoch sollte sich dies nicht negativ auf die Stimmung auswirken. Mit Erstauenen stellte man fest, daß Trainer Berndroth die Mannschaft gegenüber der Vorwoche kaum verändert hatte; lediglich Speth kam für Naciri in die Anfangself. Der OFC begann vielversprechend und war weit mehr als in Siegen darum bemüht, Wiedergutmachung zu üben. Selbst der so gescholtene Meyer machte seine Sache gut, und zeigte das, was man von ihm erwarten kann. Es war Mitte der ersten Halbzeit, als man sich unweigerlich an das Heimspiel gegen Burghausen vor einem knappen Jahr erinnert fühlte. So wie damals fielen Gästespieler immer wieder um und winkten wie eingeübt nach dem Betreuer, um schließlich nach eingehender Behandlung wieder genesen ins Spiel zurückzukehren. Zwar war der Offenbacher Torwart Thier der erste, der mit diesem zweifelhaften Schauspiel anfing, doch spätestens nach der dritten Aktion der Oberpfälzer platzte dem Kickers-Anhang der Kragen. Eigentlich sollte doch auch der Gästetrainer wissen, wie man am schnellsten die Heimfans (zumal auf dem Bieberer Berg) gegen sich aufbringt... Es war insgesamt ein gutes Spiel, bei dem die Kickers ihre spielerischen Nachteile durch Einsatzwillen wettmachten. Nur ein Tor wollte nicht fallen, und als man nach 45 und ein paar Nachspielminuten in die Pause ging, dachte man wieder an Burghausen zurück. Jenes wichtige Heimspiel am vorletzten Spieltag der vergangenen Fast-Abstiegs-Saison endete ebenfalls mit 0:0 - das wäre heute zuwenig. Auch in der zweiten Hälfte blieben die Kickers ihrer Linie treu, und der Dank ihrer Spielweise war der erlösende Führungstreffer etwa 20 Minuten vor Ende. Zunächst sah ein Gästespieler die Gelb-Rote Karte, und direkt im Anschluß war es dann Barletta, der nach dem fälligen Freistoß den Ball aus kurzer Entfernung einköpfte. Regensburg war sichtlich überrascht und konnte keineswegs so schnell von der destruktiven "Ich laß mich hinfallen"-Taktik auf bedingungslose Offensive umschalten. So verstrich die letzte Viertelstunde, und als Würll kurz vor dem Abpfiff ebenfalls mit einem Kopfball auf 2:0 erhöhte, war das Spiel entschieden und damit die Chance genutzt, die Aufstiegsspannung und die Hoffnung aufs Derby zu erhalten. Für die Statistiker sei erwähnt, daß damit die 42 Punkte für den Klassenerhalt erreicht sind - wie im Vorjahr gegen Regensburg. Doch trotz der Euphorie, die durch das Ergebnis der DSF-Liga (die Unaussprechbaren hatten in Aachen verloren) verstärkt wurde, sollte man vorsichtig sein. Solange der Begriff "Derby" noch bedeuten kann, daß man im nächsten Jahr gegen die eventuell aus der Oberliga aufsteigenden Amateure vom Riederwald spielen muß, sollte man sich zunächst auf sich selbst konzentrieren. Aber so sind eben Offenbach und seine Kickersfans: Wenn's um dieses Thema geht, kennen die Emotionen keine Grenzen mehr. Andererseits, macht nicht gerade dies den Fußball so liebenswert...? |