Wehen OFC

SV Wehen - OFC 2:2


Nach den Ergebnissen des vergangenen Wochenendes überlegte man lange, ob man es tun sollte oder nicht. Schließlich tat man es, schaute sich das Restprogramm der Konkurrenz an, und als Ergebnis kam eine genaue Planung heraus, wie die anderen spielen müßten, damit die Kickers bereits dieses Jahr in die DSF-Liga aufsteigen - frei nach dem Motto "Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" (Che Guevara). Nicht, daß es damit einem wirklich ernst gewesen wäre, vielmehr war es nur ein Spaß, um sich nocheinmal selbst zu bestätigen, wie gut diese zu Ende gehende Saison gewesen ist.

Doch sollte es überhaupt eine Chance geben, so mußten natürlich für die Kickers alle neun Punkte her, und die ersten drei galt es heute in Wehen einzufahren; bei jenem Verein also, der seit Wochen an Großkotzigkeit kaum zu überbieten ist, der nach eigenem Weltbild es sowieso schon längst verdient hätte, Erster zu sein, und der sich rühmt, bereits jetzt 500 neue Parkplätze herzurichten, um dem Ansturm der eigenen Fans in der Zweiten Liga gewachsen zu sein. Daß man beim letzten Heimspiel (vor immerhin 750 Zuschauern gegen Elversberg) verkündete, das Derby gegen die Kickers sei nun nicht mehr so wichtig, weil der OFC sowieso kein direkter Konkurrent mehr wäre, war da nur noch die letzte Motivation für einen Kickersfan, diesem Verein eine Lektion zu erteilen: Möge es genauso dieses Spiel sein, weswegen Wehen nicht aufsteigt...

Bevor man aber sich in Richtung Halberg aufmachte, galt es, den morgendlichen Frust zu überwinden. Anlaß war ein Zeitungsbericht über die Beschlüsse des DFB-Bundestages und insbesondere über die Verabschiedung der seit einiger Zeit diskutierten Rassegesetze. Wie konnte es nur so weit kommen? Die Amateurvereine hatten doch die Mehrheit der Stimmen, wer ist denn da ausgeschert? Wurden Vereine über finanzielle Zusagen gekauft? War es die Aussicht, demnächst auch auf dem Trikotärmel Werbung machen zu dürfen? Sollte man sich dagegen wehren, daß irgendwann Fußballer als Litfaßsäulen herumlaufen, so wie bereits jetzt etwa Michael Schuhmacher und sein geklonter Bruder?

Genug des Ärgers, ab nach Wehen, und das bei strömendem Regen. Auf dem Halberg angekommen, mußte man in unmittelbarer Nähe des Stadions parken - was aber vielleicht auch besser war, denn bei diesem Wetter ist ein Hartplatz allemal günstiger als die zahlreichen, durchweichten Wiesen, auf denen man nach dem Spiel wahrscheinlich Schneeketten gebraucht hätte, um anfahren zu können...

Die meisten der etwa 800 Kickersfans hatten aus den Erfahrungen der Vorjahre gelernt und waren sehr frühzeitig angereist. Bloß nicht wieder eine halbe Stunde in der Warteschlange stehen! Doch anders als in der letzten Saison, als der Halberg aus allen Nähten platzte, hatte man heute deutlich mehr Platz. Kein Wunder, denn für die Kickers ist die Saison gelaufen, und in Wehen kommen selbst bei akuter Aufstiegsgefahr kaum mehr Zuschauer als sonst. So nutzte man die Zeit, um eine der seit jeher drängendsten Fragen bezüglich des Halbergs zu lösen, nämlich wieviele Zuschauer auf die Gegentribüne passen. Antwort: Zweimal 75 gleich 150 Sitzplätze. Wahnsinn!

Trainer Berndroth mußte verletzungsbedingt umstellen: Für Fossi kam Meyer in die Mannschaft, Libero spielte Zitouni. Und kaum hatte das Spiel begonnen, da stand es schon 1:0 für den OFC, Torschütze Zitouni. Und kaum war das Spiel wieder angepfiffen, da hätte es fast 2:0 gestanden - aber eben leider nur fast. Ein Auftakt nach Maß und ein Spiel, das trotz widriger äußerer Bedingungen recht ansehnlich war. Doch galt dies auch für die Gastgeber, und so fiel nach einer knappen Viertelstunde der Ausgleich. Klar, da würden noch mehr Tor fallen, erste Hochrechnungen ergaben ein Endergebnis von 4:3, natürlich für den OFC. Zunächst einmal war aber der SV Wehen dran, 1:2 aus Sicht der Kickers, Torschütze der Ex-Jügesheimer Ben Neticha, an dem in den Tagen zuvor Trainer Berndroth sein Interesse bekundet hatte. War dies nun der Versuch, Patrick Würll (16 Tore) zum Verbleib zu überreden, indem man ihm einen genauso erfolgreichen Torjäger (17 Tore) zur Seite stellt, oder war dieser Wunsch lediglich als Verunsicherung der Wehener gedacht? Man weiß es nicht...

Zwar mußte Meyer in der ersten Hälfte wegen einer Verletzung frühzeitig das Feld verlassen (für ihn kam Langen), doch eine Gelb-Rote Karte für einen Wehener Spieler sorgte für eine Überzahl auf Seiten des OFC, und so war man trotz Rückstands zur Pause immer noch zuversichtlich, hier etwas erreichen zu können. Für Barletta wurde Kagiouzis eingewechselt, und der Grieche war es dann auch, der nach wenigen Minuten den Ausgleich erzielte, 2:2. Wenn man das mal kein glückliches Händchen nennt... Doch als der Torschütze im Jubel sein Trikot auszog, danach zulange benötigte, um es wieder anzuziehen, und dafür Gelb sah, da fing das an, was man mit zunehmender Spieldauer nur noch als Frechheit betrachten konnte: Die Leistung des Unparteiischen. Egal, ob nun unberechtigte Ecken, Freistöße oder Gelb-Rot für Schindler, fast immer profitierte Wehen von den Entscheidungen des Schiedsrichters. Und dieser Depp darf wirklich nächste Woche das DFB-Pokalfinale pfeifen? Seinen größten Fehler machte er allerdings kurz vor Ende, als man bereits darauf gefaßt war, zwei Minuten Nachspielzeit in diesem schrecklichen Stadion über sich ergehen lassen zu müssen - als auf einmal zwei Minuten zu früh abgepfiffen wurde. Zwar darf man aus Kickers-Sicht durchaus darüber froh sein, denn Wehen versuchte in einer Art Schlußoffensive doch noch drei Punkte für den Aufstieg zu holen, andererseits traut man Juristen so ziemlich alles zu. Und wegen zwei Minuten die Gefahr eines Wiederholungsspiels einzugehen, ist der frühzeitige Abpfiff dann doch nicht wert.

Aber egal, für heute war das 2:2-Unentschieden fast schon das, was man sich gewünscht hatte - nämlich Wehen die Gedanken an die Zweite Liga aus dem Sinn zu schießen. Insofern freut man sich dann doch, nächstes Jahr wieder hier antreten zu dürfen, dann vielleicht sogar mit der Chance, sein Auto auf einem der 500 neuen Parkplätze abstellen zu können...

Photos: Stadion Halberg


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