OFC - SV Wacker Burghausen 0:1Auf dem Weg zum letzten Heimspiel dieser Saison sah man bereits vor dem Stadion Unmengen blauer Autos. Nein, nicht grün oder grün-weiß, sondern blau, so wie die Farbe des hr. Nicht nur, daß sie so aussahen, sie waren auch vom Fernsehen, und zunächst konnte man sich noch wundern, warum denn so ein großer Aufwand getrieben wird, bloß um den Aufsteiger aus Burghausen bei seinem Gastspiel auf dem Bieberer Berg zu zeigen. Etwa damit man auf der anderen Mainseite für nächstes Jahr schon einmal Anschauungsmaterial hat, gegen wen man im Abstiegskampf spielen wird? Doch schnell kam man auf den richtigen Gedanken: Es ging gar nicht um dieses Spiel, vielmehr wird zur Zeit eine Folge der Kriminalserie "Polizeiruf 110" gedreht mit dem naheliegenden Inhalt, daß nach dem Derby Offenbach gegen Darmstadt ein Heiner-Fan ermordet aufgefunden wird. Natürlich, das paßt ins Weltbild des Heimatsenders hr, und selbst wenn in dem Film herauskommen sollte, daß es kein Kickersfan war, so werden doch genügend Omas ihren Enkeln mit auf den Weg geben: "Also, eins sag' ich Dir, Du gehst da nicht mehr hin." Hat der OFC eigentlich für die Drehgenehmigung Geld bekommen? Wenn ja, war es das wirklich wert, seinen Ruf auf diese Weise wieder durch den Schmutz ziehen zu lassen? Als man eine gute halbe Stunde vor Spielbeginn das Stadion erreichte, schien nix darauf hinzudeuten, daß es kurze Zeit später aus allen Löchern regnen sollte. Zunächst mußte man sich darum nicht wirklich kümmern, denn außer den zehn oder zwanzig mitgereisten Burghausener Fans standen oder saßen ja alle im Trocknen, und als beim Einlauf der Mannschaften die Kickers-Hymne von allerschönsten Blitzen begleitet wurde, da dachte man noch an eine gelungene Choreographie des Wettergotts. Doch kaum war das Spiel angepfiffen, da offenbarte sich das ganze Elend. Eine halbe Stunde Regen hatte gereicht, um auf dem Rasen große Pfützen entstehen zu lassen: sowohl vor den Toren (wobei die vor der Senfkurve deutlich größer war) als auch jeweils in der Mitte der beiden Spielhälften (also da, wo anscheinend der zentrale Abfluß verstopft war). Die Spieler rutschen weiter als ein flach geschossener Ball rollen bzw. schwimmen konnte, Trainer Berndroths coaching zone war eher eine swimming zone, und keiner konnte sich erinnern, jemals solche Bedingungen in diesem Stadion erlebt zu haben. Doch sollte man wirklich aufgrund dieser irregulären Bedingungen das Spiel ausfallen lassen und den Gästen eine erneute Anreise zumuten? Die Fans nahmen's mit Humor und hatten ihren Spaß mit dieser Art des Glücksspiels. Schließlich war die Partie für beide Mannschaften bedeutungslos. Burghausen ist Meister, und für die Kickers gab Trainer Berndroth bereits vorher die Losung aus: Der Saisonhöhepunkt wird das Pokalfinale gegen Neukirchen sein, und die beiden Spiele in der Liga dienen der Vorbereitung darauf. Recht hat er! Irgendwann wurde der Regen schwächer, und als man sich dennoch fragte, wie überhaupt auf diesem Rasen jemals ein Tor fallen könne, da übersah man die einzige Möglichkeit: Nach einer hoch getretenen Ecke der Gäste kam ein Burghausener Spieler zum Kopfball, Torwart Keffel (der aufgrund guter Trainingsleistungen und wohl auch aus Dankbarkeit im Tor stand) griff daneben, 0:1. Doch kein Vorwurf an das Kickers-Urgestein, auf diesem Platz war so gut wie alles verzeihlich. Kurz danach war Halbzeit, und eines der diskutierten Themen war bei vielen der Zuschauerzuspruch. Gerade einmal 3500 wollten das Spiel sehen, woran bitte lag das? Hatten etwa Hunderte von Hobbymeteorolgen das Unwetter vorhergesehen, war manch einer noch vom Vatertagsbesäufnis angeschlagen, oder hatten die meisten einfach kein Interesse mehr? Seltsam, seltsam... Nach der Pause mußten die Spieler sich erneut auf andere Platzverhältnisse einstellen. War es in der ersten Hälfte noch relativ klar, daß ein Ball, sobald er den Boden berührt hatte, mehr oder minder sofort liegen blieb, so kam es nun immer öfters vor, daß er danach unberechenbar schneller wurde. Grausam! Trotzdem kamen die Kickers langsam besser ins Spiel, und spätestens nach einem mutmaßlichen Handspiel eines Burghauseners hätte der Ausgleich fallen können. Doch der Elfmeterpfiff blieb aus, und als wenig später der eingewechselte Saridogan im Strafraum zu Fall kam, der Schiedsrichter aber eine Schwalbe erkannte (was durchaus möglich war) und dafür Gelb zeigte (was bei diesen Platzverhältnissen übertrieben war), da hatte der Kickers-Anhang seinen Buhmann gefunden. Und auch sein toleranter Umgang mit der schon im Vorjahr beklagten Burghausener Spezialität, dem plötzlichen Umfallen und Liegenbleiben von Spielern, machte ihn nicht gerade sympathischer. Es folgte die Schlußoffensive des OFC, die einige gute Chancen hervorbrachte, so daß man durchaus der Meinung sein konnte, der Ausgleich läge in der Luft - oder besser noch im Schlamm. Doch es sollte nicht sein, die Kickers verloren ihr letztes Heimspiel, aber spätestens, als nach Abpfiff die Ergebnisse von den anderen Spielen durchgesagt wurden, kam wieder Freude auf: Wehen ging in Siegen unter und hatte - nicht zuletzt dank des Unentschiedens gegen die Kickers in der Vorwoche - den Aufstieg in die DSF-Liga verpaßt. Schadenfreude ist manchmal eben doch die schönste Freude... Nun also nur noch ein Spiel beim Absteiger aus Ansbach, wo ein Sieg schon allein deswegen notwendig wäre, um in der Abschlußtabelle nicht noch weiter nach unten zu rutschen. Denn sonst wird man am Ende nur Neunter, und dies wäre lediglich ein Platz besser als im letzten Jahr und würde nach außen nicht widerspiegeln, wie grundsätzlich anders diese Saison im Vergleich zur vorhergehenden gewesen ist. Und wenn danach alle 34 Ligaspiele absolviert sind, heißt es nocheinmal die Werbetrommel zu rühren: Damit mehr als die 3500 Zuschauer von heute zum Pokalfinale gegen Neukirchen kommen, damit die Hoffnung vom Derby wenigstens in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde wahr werden kann, und damit man sich endlich noch einmal mit dem Klassiker des Pokals einstimmen kann: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! |