OFC Erfurt

OFC - Rot-Weiß Erfurt 1:1


Hätte es vor zwei Wochen das Heimspiel gegen Aalen nicht gegeben, hätte man den fast spielfreien Oktober getrost als Herbstpause bezeichnen können. Doch nun ist Schluß damit, jetzt geht es bis Jahresende wieder richtig los, einschließlich Pokal, Rückrundenauftakt sowie Nachholspiel in Neunkirchen.

Der heutige Gegner Rot-Weiß Erfurt wird ja nun schon seit einigen Jahren vor Saisonbeginn als Geheimtip gehandelt; mittlerweile scheint er dieser Rolle auch gerecht zu werden. Der Tabellenvierte war zum jetzigen Zeitpunkt für den OFC sicherlich nicht der optimale Gegner, um möglichst schnell wieder aus der Abstiegsregion herauszukommen. Allerdings waren die Spiele gegen die anderen starken Teams der Liga keineswegs so schlecht, wie es die Ergebnisse (2:3 gegen Saarbrücken und U'haching, 1:1 gegen Regensburg) vermuten lassen. Vielleicht würden die Kickers ja heute mal die Cleverness besitzen, nach einer Führung auch einen Sieg herauszuholen...

Zunächst galt es jedoch, Trainer Berndroth zu unterstützen. Nachdem dieser vor einigen Wochen in der Pressekonferenz sich des schweren Verbrechens schuldig gemacht hatte, den Schiedsrichter als "Feigling" zu bezeichnen, griffen die Verbandsfunktionäre durch und verpaßten ihm eine 2000 Euro-Strafe. In was für einer Welt leben wir eigentlich? Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit, wenn ein Mario Basler selbst Stunden nach dem Spiel im Fernsehen das Maul aufreißen darf, vor einem Millionenpublikum dem Schiedsrichter eine auf die Fresse hauen will und dafür mal läppische 6000 Euro bezahlen muß? Nein, so kann das nicht weitergehen, und deshalb sammelten die Fans Spenden für ihren Trainer. Sicher, er wird das Geld nicht annehmen, sondern an die Jugend weitergeben, aber erstens kann die damit auch etwas anfangen, und zweitens ist die Symbolkraft dieser Aktion nicht zu unterschätzen. Selbst wenn sie außer einem Pressebericht nichts weiter bewirken sollte...

Mit der heutigen Partie ging übrigens auch die drei Spieltage dauernde Bewährung für die Kickersfans zu Ende, und nur wenn heute nichts passieren sollte, was irgendwie als Ausschreitung interpretiert werden könnte, würde man einige Einschränkungen im Stadion wieder zurücknehmen. Keine leichte Aufgabe, denn der einzige Vertreter Ostdeutschlands in dieser Liga ist seit Anbeginn in Teilen des Kickersanhangs ein Haßgegner (wie vertragen sich eigentlich deutscher Revisionismus und Wunsch nach Wiedererrichtung der Mauer?), und da die Thüringer auch heute einige hundert Fans mitbrachten, waren die Sorgen um das Bestehen der Bewährungsauflagen nicht unbegründet.

Das Spiel begann, es schien die Sonne, und die etwa 4000 Kickersnasen sahen einen OFC, der gegen eine eher zurückhaltende Erfurter Mannschaft mehr Spielanteile besaß. Zunächst zwar ohne größere Torchancen, aber stets bemüht und engagiert, so daß es keinen Grund gab, vorschnell in Pessimismus zu verfallen. Auch ohne den in der Presse als Spielmacher bezeichneten Falk (der gerade eine Verletzung auskuriert), verstanden es die Kickers, den Gästen Paroli zu bieten. Zwar ist die Offensivabteilung mit Petry, Knappmann und Müller nachwievor keine Tormaschine, andererseits mußte man sich in Erinnerung rufen, daß man gegen Erfurt in vier Spielen noch nie ein Tor erzielt hatte - von daher hieß es erst einmal abwarten.

Im Verlauf der ersten Halbzeit kamen die Kickers zu immer besseren Möglichkeiten, selbst ein Tor war im Bereich des Möglichkeiten. Doch die gute Laune wurde wieder einmal durch den Unparteiischen getrübt, der mit allerhand obskuren Entscheidungen den Zorn auf sich zog. Beispielsweise, als er das Spiel unterbrach, weil ein Erfurter Spieler verletzt im Strafraum lag, und er entgegen allen Gewohnheiten schon die Betreuer aufs Feld winkte, bevor er sich bei dem Betroffenen erkundigte, was denn los sei. Ebensoviel Fürsorge zeigte er auch kurze Zeit später, als ein am Spielfeldrand behandelter Gästespieler nicht nur hereingewunken wurde, sondern auch noch persönlich nach seinem Befinden befragt wurde. Das sollte man den Kickers passieren...

Noch mehr getrübt wurde die Laune, als die Nachspielzeit lief, ein Erfurter aus 20 oder 25 Metern zum Schuß kam, und Torwart Thier den Ball nicht festhalten konnte - 0:1, unfaßbar. Wie steckt man solch einen emotionalen Tiefschlag weg? Halbzeitpfiff, Pfeifkonzert - doch nicht gegen die eigene Mannschaft, sondern vielmehr und ausschließlich gegen den Schwarzen Mann. Wobei die Unmutsbekundungen im Nichts verpufften, denn schließlich gilt mittlerweile auch beim OFC der Grundsatz, daß unmittelbar mit Beginn der Pause das Volk unterhalten werden muß. In brutalstmöglicher Lautstärke gab es wieder Gute-Laune-Musik und Werbung, und man fragte sich, warum nicht wenigstens eine Minute gewartet wird, damit die Zuschauer ihre Emotionen ausleben können. Was kosten eigentlich 60 Sekunden Pause, kann man da von Fanseite aus nicht auch Geld sammeln, um diese Zeit für sich zu reservieren?

Doch das Grauen wurde noch übertroffen. Als in der Pause ein Werbespot mit dem Lied "Oh, wie ist das schön" lief, war es aus und vorbei. Beleidigt wie ein Arbeitsloser, den man gerade als "faule Sau" beschimpft hat, verließ man das Stadion und machte sich auf den Weg...


Lämmerspiel OFC

TSV Lämmerspiel - OFC II 1:0


... nach Lämmerspiel, wo die Zweite in der Landesliga gegen den TSV spielte. Zur Halbzeit stand es noch 0:0 (wie auch sonst?), und bevor es auf dem Hartplatz weiterging, deckte man sich mit all den Köstlichkeiten ein, die einem wenige Minuten vorher noch vorenthalten worden waren: Echtes Bier und belegte Brötchen, später noch Kaffee und Kuchen, es lebe die Landesliga. Selbst die Tatsache, daß man einziger OFC-Zuschauer war und Erinnerungen an Erckenschwicker Zeiten hochkamen, war nicht weiter schlimm.

Der OFC zeigte nach Wiederanpfiff zunächst, warum er in dieser Saison bereits soviele Unentschieden erreicht hat: Zu stark, um besiegt werden zu können, zu schwach, um selbst ein spielentscheidendes Tor zu erzielen. Erst nach einem fulminanten Lattenknaller der Gastgeber wachten die Kickers auf und kamen ihrerseits zu einigen Halbchancen. Doch selbst die Auswechslung des Sturms (für Desta und Sabanovic kamen Rill und Khederzadeh) brachte nicht den gewünschten Erfolg. Und wie bereits auf dem Bieber Berg bei der Ersten gab es auch hier einen Schiedsrichter, der mit seinem Hang zur Selbstdarstellung für das ein oder andere Kopfschütteln sorgte - mit dem Unterschied, daß hier beide Mannschaften betroffen waren. Wie weit, so eine der Fragen, muß eigentlich ein Spieler nach einer Entscheidung gegen ihn vom Unparteiischen entfernt sein, damit eine nicht persönlich gemeinte Unmutsäußerung nicht als Beleidigung interpretiert werden kann? Oder sind bereits in der fünften Liga Emotionen an sich verboten?

Gegen Ende des Spiels fiel der Siegtreffer der Lämmerspieler, und obwohl der OFC nach einer Gelb-Roten Karte in der Überzahl war, konnte er trotz allen Anrennens nicht mehr den Ausgleich erzielen.

So ging an diesem Tag bereits zum zweiten Mal eine Halbzeit mit 0:1 verloren - aber wenigstens hatte die Erste beim 1:1 gegen Erfurt noch einen Punkt gerettet. Vielleicht kann ja im Pokal gegen Nürnberg die heute vorübergehend verlorene Freude wiedergefunden werden...

Photos: Sportplatz TSV Lämmerspiel


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