Tag 13

Im Auto von Stockholm nach Trondheim

Während das Schiff durch die lange Küsteneinfahrt Stockholm ansteuerte (in Norwegen würde man sowas wohl Fjord nennen), genoß man ein letztes mal ein finnisches Frühstück, puuro inklusive. Nach einer fast nervenaufreibenden Suche nach dem richtigen Abgang zum Autodeck stand man gegen zehn Uhr morgends wieder auf schwedischem Boden. Hatte man bisher nur bei der Reise nach Tallinn und zurück Zöllner oder ähnliches Personal gesehen, so wurden auch in Stockholm die Autos angehalten. Ausweiskontrolle? Wir sind doch alle EU. Zollkontrolle? Nicht möglich bei erlaubten 110 Liter Bier (entspricht 14 Vierfach-Sixpacks). Was also dann? Alkoholkontrolle! Die kennen ihre Pappenheimer... Eine gewisse Aufregung läßt sich nicht verleugnen, und nach dem Satz "That looks good" wollte man gar nicht mehr nachfragen: "Wieviel sind's denn?" Eins war gewiß: Es waren weniger als 0.2 Promille.

Wie geht's nun konkret weiter mit dem nun nicht mehr vorausgeplanten Urlaub? Irgendwie nach Norwegen, das war klar. Aber wohin genau? Nach Trondheim? Schafft man das an einem Tag? Wie schlimm sind die Berge? Nicht fragen, losfahren! Nach zwei oder drei Stunden Großstadtregion Stockholm samt ihrer Ausläufer wurde die Landschaft wieder ländlicher, stiller, einsamer. Nur Enten bevölkerten die Straßen in großer Zahl: Irgendwo in der Provinz (wo genau, blieb unklar) gab es ein 2CV-Treffen. Kaum waren die Enten verschwunden, waren es amerikanische Oldtimer, die aus allen Himmelsrichtungen kommend die Blicke auf sich zogen. Haben die Schweden auch andere Hobbys als Autos?

In Mora war nach allem Ermessen der letzte Punkt erreicht, an dem man mit gesundem Realisismus noch ein Hotel gefunden hätte. Aber mittags um vier Uhr schon aufhören in diesem Film namens "Vorbeiziehende Landschaften"? Nee, man genoß in vollen Zügen das Autofahren - und sollte mit noch schöneren Landschaften des nun beginnenden Berglandes verwöhnt werden. Langsam ansteigend, ohne eine Spur von anstrengenden Bergpässen, wie man sie hier auch für möglich gehalten hätte, ging es höher und höher, im Halbstundentakt sah die Umgebung wieder völlig anders aus, und als Krönung überquerten noch ein paar frei herumlaufende Rentiere (leider keine Elche) die Straße - immerhin langsam genug, um sie als Photo zu verewigen. Man kam durch ein großes Wintersportgebiet und passierte, ohne etwas zu verzollen, (was, wie sich später herausstellte, eigentlich notwendig gewesen wäre) die "Reichsgrenze Norwegen". Dort ging es die gewonnenen Höhenmeter wieder hinunter, später in ständiger Begleitung des immer breiter werden Bergbaches Gaula, und bevor man schließlich Trondheim erreichte, sollte noch die untergehende Sonne zum Abschluß dieses herrlichen Tages ein wunderbares Farbspiel in die Wolken zaubern. Daß die eigentlich nur als Transferfahrt gedachte Strecke mit ihren 800 Kilometern zu den beeindruckendsten Autofahrten des Urlaubs gehört, muß nicht weiter kommentiert werden.


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