Karlsruher SC - OFC 2:0Zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt fing man an, sich mit dem Auswärtsspiel der Kickers beim Tabellenersten Karlsruhe zu beschäftigen. Es war unter der Woche, als man aufgeschreckt wurde durch die Meldung, der KSC habe 0:3 bei den Amateuren des VfB Stuttgart verloren. Oh nee, seufzte man, jetzt haben die wieder Streß mit ihrem Aufstieg und müssen gegen den OFC auf jeden Fall gewinnen. So paradox es klingt, aber ein 3:0-Sieg wäre für Offenbach besser gewesen... Es gilt zwar nachwievor die Weisheit, daß man sich weniger mit den Ergebnissen des Gegners beschäftigen soll, sondern vielmehr mit der eigenen Mannschaft, aber auch dies führte nicht gerade zu einer Aufhellung des Gemütszustandes. Nach der Roten Karte für Binz mußte ein Libero her, und je näher der Spieltag kam, desto mehr lief alles auf Tom Stohn hinaus. Nur das Vertrauen darauf, daß der Trainer weiß, war er macht, konnte einen vor Panikanfällen schützen... Ungeachtet solcher Gedanken machten sich wieder viele Kickersnasen auf in Richtung Badener Land, und wenigstens für die, die im Hauptstrom mitschwammen, war die Autobahn rot-weiß. Im großen Wildparkstadion angekommen, gab es sogleich die erste Überraschung: Eintritt 10 Mark. Für Erwachsene. Ja, mein Gott, sind denn die Kickers nicht mehr wert? Oder will der KSC endlich seinen Zuschauerschnitt über Zehntausend bringen? Wie sich später herausstellte, kamen mit 9800 Zuschauer (davon etwa 1500 aus Offenbach) sogar knapp weniger als bisher im Duchschnitt. Seltsam. Genauso seltsam wie der Spielbeginn. Die Kickers begannen wie in Siegen, engagiert, selbstbewußt, leider nicht sonderlich effizient. Man spielte, anders als beim damaligen Zweiten Schweinfurt, auch hier mit zwei Stürmern, wohl deswegen, weil man ein gutes Team nicht unnötig auseinanderrreißen sollte; lediglich Stohn und Schindler (für Köpper) waren neu. Als nach etwa einer Viertelstunde der KSC zu seinem ersten ernstzunehmenden Angriff kam, bekam die Defensivabteilung der Kickers den Ball nicht richtig aus der Gefahrenzone heraus, so daß ein Karlsruher mit einem satten 20m-Schuß über den Umweg Innenpfosten die 1:0-Führung für die Badener erzielte. Auf das Spielgeschehen hatte dies kaum Einfluß, Karlsruhe tat nicht mehr als notwendig, die Kickers konnten sich nicht durchsetzen und Tom Stohn zeigte, daß er nicht Binz ist: Als Libero im Fünfmeterraum über einen Ball drüberzuschlagen, ist wahrlich keine Werbung für jemanden, der einen neuen Verein sucht. Es kam die Pause und mit ihr die Hoffnung, in der zweiten Hälfte doch noch ein kleines Wunder zu erleben. Bitte, bitte, nur ein Tor für die Kickers, ein Unentschieden würde hier reichen... Für den akut rotgefährdeten Maier kam Dietmar Roth in die Mannschaft, der seine Sache trotz langer Spielpause recht ordentlich machte. Das Spiel jedoch war immer noch nicht dazu angetan, für Stimmung sorgen, weder bei den Einheimischen noch bei den Gästen. Plötzlich jedoch Aufregung im Kickersblock, ohrenbetäubender Jubel, Geschrei und Gesang, was war geschehen? Nee, nicht die Ergebnisse der anderen Plätze oder Ligen waren der Anlaß, es war vielmehr ein Storch, der von weit hinten angeflog kam, und Kurs nahm genau in Richtung der OFC-Anhänger. "Ein Zeichen, ein Zeichen", unser Storch aus Mannheim besucht uns und bringt die Wende, hoffentlich. Aber leider ist es in einem so weiten Rund wie dem zu drei Viertel leeren Wildparkstadion ungemein schwer, Stimmung aufkommen zu lassen, und so herrschte trotz Wiederbelebungsversuchen nach einiger Zeit wieder die "normale" Stadionatmosphäre. Zu guter letzt leistete sich Tom Stohn einen weiteren Fehler, der umgehend mit dem 0:2 bestraft wurde. Schade, leider verloren, aber, so war man sich einig, beim Tabellenersten darf man auch verlieren. Entsprechend wurden Mannschaft und Trainer nach dem Schlußpfiff gefeiert, wohlwissend, daß das Spiel vor einer Woche gegen 1860 mehr schmerzt und daß nächste Woche gegen die wieder erstarkenden Elversberger unbedingt ein Sieg her muß. Es bleibt spannend... |