OFC Hoffenheim

OFC - TSG Hoffenheim 2:0


Mit der TSG Hoffenheim gastierte am Bieberer Berg eine Mannschaft, die in ihren bisherigen zehn Spielen immer nur gewonnen oder verloren, aber noch kein einziges Mal Unentschieden gespielt hatte. Da die Zahl der Siege sogar größer war als die der Niederlagen, war man vorgewarnt ob der Stärke des Gegners. Doch nicht nur der sportliche Aspekt interessierte, man war ebenso gespannt, wieviele Zuschauer trotz offensichtlicher oder nur herbeigeredeter Krise ins Stadion kommen würden. Um es vorwegzunehmen: Gegen den Liganeuling kamen 8500 und damit wesentlich mehr als im letzten Heimspiel gegen den selbsterklärten Aufstiegskandidaten aus Stuttgart. Der Kickersfan, das unbekannte Wesen...? Vielleicht - vielleicht aber auch nicht, denn schließlich war Mittwoch abend, und das ist allemal näher am Wunschtermin Freitag, als es ein Samstag mittag je sein kann.

Es waren noch keine zwei Minuten gespielt, als nach einem weiten Freistoß die Nummer 16 der Kickers per Kopfball zur 1:0-Führung traf. Nummer 16? Man überlegte sekundenlang, ging alle Angreifer und Mittelfeldspieler durch, bis man endlich der Lösung näher kam: Ist das nicht...? Ja, es war Fossi, der für den angeschlagenen Zitouni als Manndecker in die Anfangself kam, und der aufgrund seiner Größe das machte, was er auch im Vorjahr bei der Zweiten regelmäßig tat: bei Standardsituationen nach vorne gehen und gelegentlich mal ein Tor erzielen. Unglaublich, so wie in den ersten Spielen Kagiouzis seine Leistung mit Toren gegen Schalke und VfB Stuttgart krönte, so sehr freute man sich nun mit Fossi über dessen Erfolg.

Nachdem der Anfangs- und Torjubel verklungen war, wurde schnell deutlich, daß die Kickers in allen Belangen die weit bessere Mannschaft waren. Nichts davon zu spüren, daß mit Keffel nur der Ersatz im Tor stand, vielmehr zeigte er nach fast einjähriger Pflichtspielpause, daß er es immer noch kann - und die Fans zeigten, daß sie ihn immer noch mögen. Selbst Alderidgi, der nach seiner schwachen Leistung in Erfurt kurz davor stand, aus der Anfangself zu fallen, zeigte eine gute Partie. Bester Spieler aber war Schindler, der trotz einiger harter Fouls an ihm immer wieder durch wunderbare Spielzüge zu gefallen wußte. Nicht zu vergessen natürlich Meyer, der mit seiner Ruhe und Übersicht dem etwas unsicher wirkenden Binz die Abwehr-Show stahl.

Mit dieser Führung ging es in die Pause, und nach Wiederanpfiff dauerte es erneut nur einige Minuten, bis es im Tor der Gäste klingelte. Diesmal war es Würll, der in allerbester Torjägermanier auf 2:0 erhöhte. Damit war die Partie gelaufen, zeitweise rollte Angriff um Angriff auf das Tor der Hoffenheimer, und wenn man gegen Siegen von "begeisterndem Tempofußball" sprach, so gab es für das heute Gebotene nur einen Begriff: Kombinationsfußball. Sicher, der Gegner war nicht das Maß aller Dinge und hatte vielleicht auch mit der großen Kulisse zu kämpfen, aber dennoch rechtfertigten die Kickers in diesem Spiel, warum sie im oberen Tabellendrittel stehen - und wohl auch noch eine Zeitlang stehen werden.

Überhaupt war die Stimmung auf den Tribünen (und damit sind diesmal auch Orion- und Haupttribüne gemeint) so, als ob es das ganze Gerede um eine Identifikationskrise zwischen Verein und Anhängern nicht gäbe. Einer der Höhepunkte ergab sich, als Hoffenheim bei einem seiner wenigen Angriffe es schaffte, das Tornetz aus der Verankerung zu reißen. Ein klarer Fall für Günther Horster, den Offenbacher Platzwart, der schnell herbeigerufen wurde und der bei seinem weiten Weg übers Spielfeld von den Massen gefeiert wurde. Nachdem er seine Arbeit vollbracht hatte und das Tornetz wieder richtig hing, mußte der Arme auch noch vor dem Fanblock die Welle machen... Von wegen Identifikationskrise! Zwar mag es dergleichen auch bei anderen Vereinen geben, aber normal ist sowas sicherlich nicht. Oder weiß in Aalen etwa jemand, wie der Platzwart heißt?

Doch leider gibt es auch Deprimierendes zu berichten: Kaum war das Spiel abgepfiffen, da wurden Freude, Jubel und Gesang der Kickersfans jäh gestört durch überlaute Musik aus den Lautsprechern - man ist doch hier nicht in Dortmund oder bei den Bayern, was soll dieses blöde "We are the Champions"? Schlimm genug ist es, wenn auf diese Weise versucht wird, Stimmung zu erzeugen, aber noch schlimmer ist es, eine bestehende Stimmung durch so etwas zu abzuwürgen. Die Fans sind doch nicht der Hampelmann, um per Knopfdruck ihre "Wir sind gut drauf"-Show abzuziehen! Eigentlich ein Thema für die Jahreshauptversammlung, bei der es im letzten Jahr immerhin gelungen war, dem Ordnungsdienst zu kündigen. Warum sollte dies mit dem Stadionsprecher nicht auch möglich sein?


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