OFC Kaiserslautern

OFC - FC Kaiserslautern (A) 1:2


Am dreizehnten Spieltag war es nun also soweit: Das erste Spiel, in dem die Kickers nach allgemeiner Einschätzung gewinnen mußten, in dem man als Anhänger nicht mit einem Unentschieden zufrieden gewesen wäre. Schließlich spielte man zuhause gegen die Amateure des FC Kaiserslautern, die trotz positiver Entwicklung in den letzten Wochen zu den Kellerkindern der Liga gehören. Ebenso klar wie der erhoffte Sieg waren vor dem Spiel die Erwartungen bezüglich der Zuschauerzahl: Es war Samstag mittag, da werden sicher nicht mehr kommen als gegen die Stuttgarter Kickers - und es wurden auch nicht mehr. 6000 Zuschauer sind nicht nur wegen der gezeigten Leistungen, sondern auch angesichts eines kalkulierten Schnitts von 7500 eindeutig zuwenig.

Die Kickers konnten erneut nicht mit ihrer mutmaßlich besten Elf antreten: Becker, Zitouni, Thier verletzt, Dworschak gesperrt. Entsprechend verhalten fing das Spiel an, kein frühes Tor wie noch gegen Hoffenheim konnte die Stimmung in die Höhe treiben, vielmehr versuchte der OFC das Spiel zu kontrollieren, in der Hoffnung, daß ein Tor, wann auch immer es fallen möge, zum Sieg reichen würde. Doch dann, es war 15:17 Uhr, der erste Pfiff aus dem Fanblock. Es wurden mehr, und die, die nicht pfiffen, fragten sich, was andere dazu bewegt, bereits nach einer Viertelstunde ihre Meinung auf diese Weise zum Ausdruck zu bringen. Sicher, das Spiel war nicht gut, aber kann man mit seiner Objektivität nicht bis zum Schlußpfiff warten? Vor allem das Fehlen Dworschaks machte sich im Mittelfeld bemerkbar und konnte weder durch Barletta noch durch Corrochano kompensiert werden. Einzig Alderigi bietet nach einem Drittel der Saison Anlaß zur Sorge, daß es sich bei ihm um einen Fehleinkauf handeln könnte.

Torlos ging es in die Pause, und es schien, als ob es nur zwei Meinungen gäbe: Die einen, die sich an die Vorrunde der letzten Saison erinnert fühlten, und die anderen, die dieser Mannschaft zurzeit fast jedes Ergebnis verzeihen würden, solange sie nicht so spielt wie in der letzten Vorrunde. Dieser Zwiespalt in der Anhängerschaft wurde noch deutlicher, als wenige Minuten nach Wiederanpfiff den Gästen durch einen schönen Fernschuß von außerhalb des Strafraums die 1:0-Führung gelang. Wie werden die Kickers dies wegstecken? Wie bereits in München konnte niemand das Spiel in die Hand nehmen, der Geist war willig, das Fleisch war zäh. Die Rechnung der Kaiserslauterer ging auf: Wenn der Berg ruhig bleibt, muß man auch nicht nervös werden.

Fünfzehn Minuten vor Ende fiel gar das 0:2, was von einigen Zuschauern mit hämischen Applaus bedacht wurde und andere dazu veranlaßte, das Stadion vorzeitig zu verlassen. Noch nie etwas von der Kickers-Viertelstunde gehört? Wenn man nicht auch das Eintrittsgeld dieser Zuschauer bräuchte, man müßte ihnen eigentlich Stadionverbot erteilen, damit sie sich von dem gesparten Geld ein Sesselfurzer-Premiere-Abo kaufen können. Nein, es waren nicht, wie noch vor Spielbeginn gedacht, zuwenig Zuschauer - es waren zuviel. Höhepunkt dieser traurigen Entwicklung war der Gesang "Das haben wir nicht verdient" aus dem Fanblock, kommt als nächstes etwa die Forderung "Berndroth raus"? Es ist nicht zu fassen...

Doch die schier hoffnungslose Situation setzte bei den Spielern neue Kräfte frei, und nur wenige Minuten später erzielte Binz, der sich in der zweiten Hälfte immer öfters in das Offensivspiel einschaltete, den Anschlußtreffer. Und auf einmal waren alle wieder einer Meinung (bis auf die, die gegangen waren): Zehn Minuten lang wurden die Kickers nach vorn getrieben, und selbst das Vergeben hundertprozentiger Chancen durch Würll und Meyer konnte die Hoffnung auf zumindest einen Punktgewinn nicht trüben. Schließlich traf kurz vor Ende der eingewechselte Tonello nur den Außenpfosten - und danach war Schluß. Die erste Heimniederlage stand fest, doch es waren nicht so sehr die schlechten sportlichen Leistungen, die nachdenklich stimmten, sondern vielmehr die Reaktionen aus Teilen des Umfelds. Was würde es bringen, bereits dieses Jahr aufzusteigen? Wollte man nicht eine Mannschaft mit Spielern aus der Region, denen man Zeit geben kann, um sich zu entwickeln? Was unterscheidet denn die Kickers von Vereinen wie Bayern oder Dortmund?



Startseite Zurück Gästebuch