Bayern München OFC

FC Bayern München (A) - OFC 4:1


Oktoberfest-begünstigt wollten etwa 400 Kickersfans (und damit mehr als in Regensburg und Erfurt) sehen, wie sich der OFC im altehrwührdigen Sechzger Stadion gegen die Amateure des FC Bayern München schlägt. Während man bisher gewohnt war, entweder auf der Gegentribüne zu sitzen oder im Block an der Grünwalder Straße zu stehen, war dieses Jahr die gegenüberliegende Seite für die Gäste reserviert. Über die Gründe konnte nur spekuliert werden: War es etwa sogar der gezielte Versuch, dem Raumbedürfnis der Kickersfans nachzukommen? Jedenfalls wurde der übergroße Block in seiner vollen Breite genutzt - in der Psychologie spricht man in solchen Fällen wohl von "Berührungsängsten".

Nachdem Schindler gegen Hoffenheim doch zuviel auf die Knochen bekommen hatte, saß er zu Beginn nur auf der Bank. Mit Würll und Naciri als einzigen offensiv ausgerichteten Spielern war bereits anhand der Aufstellung die defensive Taktik der Kickers zu erkennen. Kaum hatte jedoch das Spiel begonnen, als der Ball zum ersten Mal im Tor der Bayern landete, Torschütze war Dworschak. Doch leider war schon längst abgepfiffen, und wie es sich für einen anständigen und karrierebewußten Schiedsrichter gehört, mußte der Spieler mit Gelb bestraft werden, selbst wenn das Spiel gerade erst angefangen hatte und es somit noch keinen Anlaß zum Zeitspiel gab. Die Sinnlosigkeit mancher Regeln wird einem immer erst dann so richtig bewußt, wenn es die eigene Mannschaft trifft...

Zunächst entwickelte sich ein Spiel ähnlich der zweiten Hälfte in Fulda. Die Kickers standen sicher, der Gegner kam selten in den Strafraum und noch seltener zu Torchancen, und ebenso unvorhersehbar wie damals fiel die 1:0-Führung für den OFC. Nach einer Flanke von Becht war es Neuzugang Corrochano, der sein erstes Tor für die Kickers erzielte. Man durfte zufrieden sein.

Mit diesem Ergebnis ging es in die Pause und in die nahegelegene Stadiongaststätte. Da diese aber alles andere als einladend aussah, und die Hoffnung, rechtzeitig zu seinem Pausenbier zu kommen, eher gering war, entschloß man sich, zum ersten Mal in seinem Leben ein Stadion während der Pause zu verlassen und im Supermarkt um die Ecke einzukaufen. Deshalb also fing das Spiel bereits um 13:30 Uhr an!

Nach Wiederanpfiff traute man seinen Augen nicht. Die hochmotivierten Nachwuchstalente des deutschen Meisters drehten gegen die spielerisch eindeutig unterlegenen Kickers richtig auf, und binnen weniger Minuten wurde aus dem 1:0 nach individuellen Fehlern ein 1:2-Rückstand. Trainer Berndroth reagierte und brachte mit Schindler und Tonello frische Offensivkräfte. Doch es half nichts, die einfachsten Bälle versprangen, Pässe kamen nicht an, und die Zeit verstrich, ohne daß man zu nennenswerten Torchancen kam. Die Kickers ließen sich keineswegs hängen, aber es gibt eben Tage, an denen einfach nix klappt - und dieses war einer. Als eine Viertelstunde vor Ende das 1:3 fiel, war klar, daß dieses Spiel verloren war; das vierte Gegentor war dann auch kein allzu großer Schock mehr.

Interessant war die Reaktion der Kickersfans. Es gab kaum böse Worte, vielmehr akzeptierte man das Ergebnis als das, was es war: als einen Rückschlag, wie er irgendwann einmal kommen mußte. Und wer weiß, vielleicht ist ein 1:4 sogar besser als ein 1:2? Punkte gibt's in beiden Fällen nicht, aber die Chance, aus dieser deutlichen Niederlage Lehren zu ziehen, ist allemal größer, als sie es bei einem nur knapp verloren gegangenen Spiel gewesen wäre.

Bei weitem ärgerlicher war eine Szene kurz vor Ende des Spiels, als Dworschak Gelb-Rot sah und damit automatisch für das nächste Spiel ausfällt. Doch nicht der Spieler war es, der den Groll der Kickersfans auf sich zog, sondern der erst 18jährige Schiedsrichter, der nach dem schweren Vergehen, beim Stand von 1:4 zu früh aus der Mauer herauszulaufen, keine andere Möglichkeit sah, als den Spieler des Feldes zu verweisen. Wahrlich keine Meisterleistung, aber um eines Tages auch höherklassig pfeifen zu können, muß man sich wohl so verhalten.

Sei's drum, die Kickers haben verloren, und solange das nächste Spiel wieder anders läuft, kann man ruhig an dem Ziel festhalten, zur Winterpause immer noch im oberen Tabellendrittel zu stehen. Wie sagt man hier in München? Schau'n mer mal!

Photos: Städtisches Stadion


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