OFC Erfurt

OFC - Rot-Weiß Erfurt 0:1


Eine Woche war seit Stuttgart vergangen, und ein jeder hatte genügend Zeit, sich wegen der Ereignisse dort zu beruhigen: Sowohl diejenigen, die die Mannschaft aufgrund ihrer Leistung in Grund und Boden schimpften, als auch die anderen, die sich mehr darüber erzürnten, wie von Seiten des Anhangs mit der Mannschaft umgegangen wurde.

Außerdem stand mit Rot-Weiß Erfurt ein Heimspiel an, und in dem festen Glauben an das, was die Rundschau zu Wochenbeginn mit "Eine Mannschaft und ihre zwei Gesichter" beschrieb, war man davon überzeugt, heute wieder einen Sieg feiern können - zu gut war ja auch das letzte Heimspiel gegen Regensburg gewesen. Zwar war kein Freitagabend mit Flutlicht, sondern Ostersamstag mit Sonnenschein, trotzdem hoffte man nur allzugern, daß die Chance zum Aufstieg heute gewahrt bleiben sollte. Ostern? War da nicht etwas? Doch dazu später mehr...

Die Rahmenbedingungen waren durchaus zweitligatauglich: Endlich kamen wieder einmal viele Gästefans mit, wie es in dieser Saison wohl nur noch gegen Darmstadt der Fall sein wird. Sogar ihren Stadionsprecher hatten sie dabei, der dann nicht nur die Aufstellung der Thüringer verlesen durfte, sondern auch die eigenen Fans bat: "Seid bitte lieb!" Klang irgendwie nach Guildo Horn und war wohl für die schweren Jungs gedacht, die in kleiner Zahl wieder einen eigenen Block für sich und die Polizei gemietet hatten. Ein Rätsel wird es allerdings bleiben, warum etliche von ihnen orangefarbene Oberbekleidung trugen. Ist das der neue dressing code für Hooligans, eine Delegation aus Holland, oder verteilten letzten Endes etwa die Ordnungshüter diese Erkennungsmerkmale? Doch auch die Offenbacher Fans hinterließen offene Fragen: Wie sollte man sich auch erklären können, daß gerade die ihren Haß auf Ostdeutschland herausbrüllten, die ansonsten auf NPD-Großkundgebungen nix anderes können, als von Großdeutschland zu faseln?

Beim OFC spielte wieder Tonello, Schindler kam für den angeschlagenen Becht in die Mannschaft, und trotz guten Starts konnte man sich bereits nach einer Viertelstunde des Eindrucks nicht erwehren, daß sich die Gäste durch einige ruppigere, aber keineswegs schlimme Fouls genügend Respekt bei den Kickers verschafft hatten. Die Erfurter kamen nun ihrerseits zu Chancen, und schnell war klar, daß hier eine Mannschaft spielt, die weit besser einzuschätzen war als Regensburg vor zwei Wochen - bei einem Sieg wären der einzige ostdeutsche Verein der Südliga einen Punkt an den OFC herangerückt und würde vielleicht noch eine theoretische Chance bekommen, um den Aufstieg mitzuspielen. Als nach einer halben Stunde die Kickers nach einem Eckball eine ihrer guten Chancen nicht nutzten, war Erfurt sofort zur Stelle und schloß den Konter, bei dem die Kickers-Abwehr alles andere als gut aussah, mit dem Führungstreffer zum 0:1 ab.

In der zweiten Hälfte wurde das Spiel des OFC zwar nicht sonderlich besser, aber insgesamt gab es schon mehr als nur die drei von der OP (komischerweise in umgekehrter chronologischer Reihenfolge) genannnten Chancen. Wenn auch nicht alle hundertprozentig waren, so würde es an einem normalen Tag dennoch zu zwei, drei Toren reichen - hat es aber nicht, die Kickers verloren mit 0:1, und das, obwohl sie mehr als zwanzig Minuten lang in Überzahl spielten. Und alles nur weil wieder Ostern war: Glaubte man vor einem Jahr, nach dem 4:1 gegen Jena, endlich den Osterfluch gebannt zu haben, so erwies sich dies heute leider nur als die berühmte Regel von der Ausnahme, die da besagt, daß die Kickers an Ostern zu verlieren haben (Stuttgart, Darmstadt, Jügesheim, Mörlenbach).

So verlor man nicht nur das Spiel, sondern auch die letzte berechtigte Hoffnung, dieses Jahr aufzusteigen - was eigentlich nicht schlimm ist, schließlich hatte dies vor einem Jahr ja auch niemand erwartet. Was allerdings nachdenklich stimmt, ist, daß die Freude aufs Derby nun eher eine Angstvorstellung wird: Nachdem der FSV das Spitzenspiel der Oberliga am Riederwald verloren hat, könnte dem OFC im nächsten Jahr die Demütigung drohen, gegen die Amateure der Unaussprechbaren spielen zu müssen. Da kann man nur versuchen, gelassen zu bleiben, frei nach dem Motto: Es kommt, wie es kommt...



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