Kaiserslautern OFC

FC Kaiserslautern (A) - OFC 1:3


Nach dem mißratenen Bericht der Offenbach Post über das 0:0 gegen die Bayern-Amateure reifte immer mehr der Entschluß, beim nächsten Spiel einmal dem Herrn Batzel lautstark die Meinung mitzuteilen. Doch als die OP während der Woche nicht nur Leserbriefe abdruckte, die der Lobhuldigung dienten ("Kompliment für Ihren Bericht. ... Weiter so!"), sondern auch kritischen Stimmen ("mehr als eine Frechheit") ihren Platz einräumte, besann man sich und setzte die Strafe zur Bewährung aus.

In Kaiserslautern stand erneut ein Spiel gegen die Amateurmannschaft eines Profivereins an. Erwartungsgemäß durfte man nicht aufs Nebenfeld, sondern getreu dem Motto "Was in der Vorrunde gegen die Heiner richtig war, kann gegen den OFC nicht falsch sein" mußte man in einem menschenleeren Stadion spielen (oder sagt man mittlerweile Arena?). Nach der ausführlichen Kontrolle am Eingang wurde man beim Betreten des Blocks erneut genaustens untersucht - und zwar jedes Mal, also auch dann, wenn man sich nur eine Bratwurst, ein Bier oder eine Pfälzer Weinschorle gekauft oder diese auf der Toilette wieder von sich gegeben hatte. Ach ja, diese Toiletten, ein Wunderwerk an Geräumigkeit und Sauberkeit, wie man es mit Sicherheit beim nächsten Auswärtsspiel in Wehen nicht erleben wird und welches man wohl nur bei den Nobelvereinen der Geld- und Aktienliga vorfinden kann. Pinkeln als integraler Bestandteil des Gesamterlebnisses Fußball!

Bei der Einlaßkontrolle gab es noch eine weitere Kuriosität zu bestaunen. Auf dem Boden lag ein schwarzes Etwas, und da die Ordner trotz ihres Fummelwahns einen sehr freundlichen Eindruck hinterließen, traute man sich und fragte nach der Bedeutung dieses nicht identifizierbaren Gegenstands. Das, ja das sei eine Fußmatte. Aha, und wofür bitte? Damit man darauf die Schuhe ausziehen könne. Ach so, na klar, der gemeine Fußballfan schmuggelt in seinen Socken Drogen, Rauchpulver oder schwere Waffen ins Stadion...

Endlich im Innern angekommen, wurde man von diesem eigenartigen Unbehagen ergriffen, das sich in Stadien wie auch Stuttgart oder Köln einstellt, wenn die freie Wahl des Stehplatzes durch fest montierte Klappsitze erheblich eingeschränkt ist. Bloß nicht zu dicht zum Vorder-, Neben- oder Hintermann stehen... Aber wenn demnächst der große WM-Umbau auch Teile dieses Stadions und vor allem seine früher gefürchtete Atmosphäre dahinraffen wird, dann wird man sich vielleicht eines Tages sogar nach dem jetzigen Zustand zurücksehnen.

Das Spiel begann, Trainer Berndroth vertraute der Mannschaft, die bereits gegen Bayern sowie während der Woche gegen Braunfels im Pokal (2:1 n.V.) erfolgreich gespielt hatte. Das Spiel begann verhalten, Kaiserlautern war mit sieben Punkten Rückstand ohnehin schon so gut wie abgestiegen, und für die Kickers wäre ein Unentschieden ein weiterer Teilerfolg bei ihrem "unattraktiven Neuanfang" (Rundschau) gewesen. Doch nach rund zwanzig Minuten war es dann Barletta, der seinen Gegenspieler zum Schuß und zum Torerfolg kommen ließ - 0:1, wieder ein Rückstand für die Kickers. Das gleiche wie immer? Und wieder einmal auch deswegen, weil die Kickers nicht in Rot-Weiß, sondern in Finnland-Blau antraten? Hatten nicht auch die Nordeuropäer vor wenigen Tagen mit 0:1 in Mazedonien verloren? Genug, jetzt reicht's aber mit diesen albernen, sich selbsterfüllenden Prophezeihungen! Und siehe da, keine zehn Minuten später ein Tor für die Kickers, das erste seit Regensburg, das erste auswärts seit Stuttgart (VfB), und wer's nicht herausbrüllte, wird es wenigstens gedacht haben: "Ich hab's gesehen, ich hab's gesehen, Schindler war's." Die etwa 250 mitgereisten Kickersnasen, die sich bereits während der kurzen Phase des Rückstands ihre Laune nicht nehmen ließen, hatten nun endlich wieder Anlaß, sich zu freuen und zu feiern - und als die Stimmung ohne Unterbrchung in die Pause hineingetragen wurde, war dies die konsequente Fortsetzung dessen, was in der Woche zuvor gegen Bayern zu erleben war.

In der zweiten Halbzeit sollte zunächst nicht viel passieren, die Pfälzer waren zu schwach, um die Kickers ernsthaft in Gefahr zu bringen. Trotzdem verspürte man ein eigenartiges Kribbeln im Bauch, hoffentlich hält das Unentschieden, denn nolens volens war man mit diesem Ergebnis zufrieden. So dachte wohl auch Trainer Berndroth, als er für Kagiouzis mit Zitouni einen Abwehrspieler einwechselte. Doch dann geschah das, was man erst im nachhinein als die Kickers-Viertelstunde erkannte: Tor durch Würll, einfach Weltklasse (zumindest in der kleinen Welt der Dritten Liga), wie er sich gegen drei Abwehrspieler plus Torwart durchsetzte und das 2:1 erzielte. Und noch ein Tor durch Würll, 3:1, der Sieg war den Kickers nicht mehr zu nehmen. Da hatte man sich gerade erst damit abgefunden, daß Würll die Kickers verlassen wird und hatte nach Indizien gesucht, warum dies nicht so schlimm ist - und dann schießt er zwei Tore.

Kurz darauf war das Spiel vorbei, man hatte es geschafft, und auf dem Weg zum Auto konnte man es immer noch nicht fassen: Drei Tore, in einem Spiel - und alle für die Kickers.

Der OFC ist wieder da!

Photos: Fritz-Walter-Stadion


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