OFC - SV Darmstadt 98 1:0Nach Flieden und Fulda war es wieder einmal soweit: Ein Fußballspiel Sonntag morgens um 11 Uhr, und dann auch noch gegen Darmstadt. Und warum diesmal der frühe Termin? Antwort: Damit das Spiel im Fernsehen übertragen werden kann. Würde doch bloß der hr sein Geld andersweitig verpulvern... Wie wäre es beispielsweise mit der Übertragung der hessischen Röhnrad-Meisterschaften der Juniorinnen? Die Mädels würden sich bestimmt freuen, einmal im Fernsehen gesehen werden zu können, und auch in Offenbach hätte man sicherlich nix dagegen, einmal vom Hessensender ignoriert zu werden. Welch ein Glück, daß man sich bereits seit Wochen mit diesem Problem herumgeschlagen hatte. Da hatte der Ärger wenigstens genügend Zeit, sich aufzulösen und Platz zu machen für die Vorfreude auf das wichtigste aller Hessenderbys - zumal die Kickers nach den Spielen gegen Bayern und Kaiserslautern wieder auf dem Weg der Besserung waren. Dennoch galt es aufzupassen: Zwar siegte der OFC in den beiden letzten Spielen gegen die Heiner, doch waren dies Auswärtspartien, während Spiele zuhause eher in schlechter Erinnerung sind. Im letzten Jahr war es ein deprimierendes 1:2, und wer würde sich nicht an jenes unglückselige 2:3 an Ostern '98 erinnern, als die Kickers schon mit 2:0 in Führung gelegen hatten? Auf zwei Positionen hatte Trainer Berndroth die Anfangself geändert. Zitouni kam neu in die Mannschaft und spielte Manndecker, Barletta rückte ins Mittelfeld vor, und Kagiouzis mußte (leider) auf der Bank Platz nehmen. Das Spiel begann sehr behäbig, sowohl bei Spielern als auch bei den Fans beider Lager - was auch nicht verwunderte, denn bei manch einem hatten erst ein oder zwei Stunden vorher die biologischen Systeme ihren Dienst aufgenommen. Alsbald wurde deutlich, daß der OFC mehr Spielanteile hatte; die Kickers agierten, die Heiner reagierten. Doch es dauerte mehr als eine halbe Stunde, bis endlich Spannung in dieses Derby kam. Die Kickers kamen in den zehn Minuten vor der Pause reihenweise zu schönen und schönsten Torchancen - ohne allerdings wenigstens eine davon in etwas Zählbares zu verwandeln. Trotzdem: Dies ließ Hoffnung aufkommen für die zweite Hälfte. Tatsächlich, kurz nach dem Wiederanpfiff war es Barletta, der mit dem Kopf den Führungstreffer (53. Minute) erzielte. Der OFC ging anschließend ruhiger zu Werke, vielleicht sogar zu ruhig, aber die Darmstädter machten zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, daß sie sich ein Tor erarbeiten könnten. Wenn, dann könnte es nur ein Zufallsprodukt sein - was freilich genauso ärgerlich gewesen wäre. Doch zu mehr als ein paar einzelnen Szenen, bei denen auch einmal Torwart Thier glänzen durfte, reichte es nicht, und so kamen die Kickers letztlich zu einem verdienten 1:0-Sieg. Nicht unerwähnt bleiben sollte, daß eigentlich alle Spieler der Kickers eine gute Leistung darboten. Im Mittelfeld waren dies vor allem der erneut sehr kampfstarke Dworschak sowie Corrochano, der sein wohl bisher bestes Spiel zeigte, und selbst Alderidgi ließ, obwohl immer noch mit zu vielen Fehlern behaftet, erkennen, daß er eigentlich ein recht guter Fußballer sein könnte. Die Abwehr der Kickers stand ebenfalls vor keinen allzu großen Problemen, und angesichts der immer besser werdenden Leistungen von Libero Fossi war man fast geneigt zu fragen: Wer bitte war Manni Binz? Und die Stimmung? Na ja, bei 6500 Zuschauern (OP: 5500), davon höchstens 800 aus Darmstadt, kann man angesichts eines solch frühen Spieltermins keine Wunder erwarten. Nicht, daß die Stimmung bei den Kickersfans schlecht gewesen wäre, aber es war das "langweiligste Derby seit langem" und insgeheim hatte sich wohl jeder gewünscht, daß dieses Spiel an einem Freitag abend unter Flutlicht stattgefunden hätte. Doch die Macht von Fernsehen und Ordnungshütern, die fast nach Belieben Termine vorschreiben oder verbieten können, ist leider auch in der Dritten Liga übergroß. Bleibt nur zu hoffen, daß 11 Uhr die Ausnahme bleibt und nicht zur Regel à la DSF wird... |