SV Wehen - OFC 1:2Auf halbem Weg zwischen dem überzeugenden Sieg gegen Regensburg und dem Spiel bei den Stuttgartern Kickers (bei welchem man hofft, endlich wieder einen genügend schwachen Gegner für einen Auswärtssieg vorzufinden), stand der Hessenpokal auf dem Programm. Nachdem der OFC im Achtelfinale relativ unbeschwert den KSV Klein-Karben besiegt hatte, war der heutige Gegner SV Wehen als nicht ganz so leicht einzuschätzen. Aber sollte man deshalb wirklich mit der besten Mannschaft auf dem Halberg antreten, oder durfte man sich es erlauben, den ein oder anderen Spieler für den Ligaalltag zu schonen? Hin- und hergerissen bezüglich der Einschätzung des Pokalspiels machte man sich auf den Weg nach Wehen. Dort angekommen, bot sich das gewohnte Bild: Man wurde empfangen von dem üblichen Polizeiaufgebot, sah Polizisten, die auf ihrem Pferd durch die Wiesen ritten oder zu ihrem Schutz Schlagstöcke mit sich führten und bemerkte nebenbei auch noch die mobile Einsatzzentrale der grün-weißen Ordnungshüter. Ohne Zweifel würde im Falle eines Falles, etwa bei bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, auch umgehend ein Wasserwerfer organisiert werden können; schließlich will man in Wehen DSF-Ligatauglichkeit beweisen... Und auch diesmal gab es vor den Kassenhäuschen (zwei braun angestrichene ehemalige Telephonzellen) Warteschlangen - wenngleich auch keine so langen wie vor einem Jahr. Während man dies noch mit einem milden Lächeln abtun konnte, war spätestens mit Beginn des Spiels der Spaß vorbei. Schuld waren die vielen schwarz gekleideten, zumeist kahlgeschorenen Ordner mit der angsteinflößenden Aufschrift SSR, die nix besseres zu tun hatten, als ständig jede Bewegung der Fans zu beobachten. Nichts gegen eine gewisse Kontrolle, aber wie bereits in Trier und Düsseldorf kritisiert, sollte jeweils die Verhältnismäßigkeit der Mittel gewahrt werden. Es kann nicht angehen, daß bei 732 Zuschauern (davon etwa die Hälfte aus Offenbach) jeweils 30 von einem eigenen Ordner observiert werden. Dieses ständige Begafftwerden war überaus lästig und dazu geeignet, einem die Lust am Fußball zu nehmen. Sicher, man könnte einwenden, daß man, solange man nix anstellt, auch nix zu befürchten hat, aber mit genau diesem Argument könnte man im Nachhinein auch die Tätigkeit der Stasi in der früheren DDR gutheißen. Will man das? Ach ja, Fußball wurde auch gespielt. Die Kickers traten wie in Siegen in Finnland-Blau an und spielten mit einigen Akteuren aus der zweiten Reihe. Insbesondere im Mittelfeld mit Alderidgi, Corrochano und Brighache machte sich dies bemerkbar, so daß zunächst Wehen ein wenig mehr vom Spiel hatte. Dennoch gab es keinen Anlaß zur Unzufriedenheit (schließlich würde man ein eventuelles Elfmeterschießen dank Keffel ohnehin gewinnen), die Kickers und vor allem der zu Beginn sichtlich nervöse Libero Fossi wurden besser, und so kam es kurz vor der Pause zu einer wahren Eckballserie für den OFC - auf einmal war der Ball drin, 1:0, Torschütze in dem nicht zu überblickenden Durcheinander war Tonello. Es kam die Pause, und während man früher diese fünfzehn Minuten nutzte, um sich wahlweise in die Schlange vor den drei Toilettenhäuschen oder vor'm Bier- und Bratwurststand einzureihen, war heute zu beobachten, wie viele stattdessen ihr Handy auspackten, um den Zuhausegebliebenen den Zwischenstand mitzuteilen - wobei es dem Nichtnutzer der mobilen Kommunikation ein Rätsel bleiben wird, warum fast jeder dies mühselig die Tasten tippend per SMS tat und nicht etwa (was ja naheliegend wäre) per fernmündlichem Bericht. Doch die Pause bot noch mehr: Nein, nicht die rot-schwarzen Cheerleaders der Gastgeber, sondern das Rätselraten darüber, warum auf einmal die Polizei abzog. Galt es eine neue Taktik auszuloten? Hatte man Angst und kapitulierte? Oder war einfach nur Feierabend? Eine eindeutige Antwort gab's nicht, und bevor man sich allzu viele Gedanken darüber machen konnte, ging's auch schon auf dem Spielfeld weiter. Und siehe da, die Kickers waren jetzt die klar bessere Mannschaft, insbesondere Meyer und Alderidgi waren deutlich stärker als in der ersten Halbzeit, und auch der eingewechselte Kagiouzis zeigte eine ansprechende Leistung. Zwar mußte man bei einem Lattenknaller der Wehener tief durchatmen, doch als nach zwanzig Minuten Naciri an seiner alten Wirkungsstätte das 2:0 erzielte, war die Entscheidung gefallen. Lediglich die letzten drei Minuten waren nach dem Anschlußtreffer der Wehener noch einmal spannend, doch der OFC behielt kühlen Kopf und zog aufgrund der deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit verdient ins Halbfinale des Hessenpokals ein. Und spätestens jetzt sollte man Interesse am Pokal zeigen, wie schön wäre es schließlich, wenn es nächstes Jahre dreimal zum Derby käme... |