Kaiserslautern OFC

FC Kaiserslautern (A) - OFC 0:0


Die Lage ist ernst. Sehr ernst.

Dabei war es keineswegs die sportliche Lage, die unter der Woche Aufsehen erregte. Vielmehr wurde die Anhängerschaft durch Presseberichte aufgeschreckt, wonach die Polizei die beiden letzten Heimspiele zum Anlaß nimmt, nun rigoros durchzugreifen. Anscheinend ist (wieder einmal) die innere Sicherheit im höchsten Maße bedroht, und unter solchen Umständen bleiben als letztes Mittel nur Auflagen, Bewährungen und die Androhung noch härteter Strafen. Schließlich sind in einem halben Jahr Landtagswahlen, da will der Lizenzkocher seine Kompetenz in punkto staatlicher Ordnung durch entschiedenes Handeln nachweisen.

Worum geht es? Nachdem in jenem denkwürdigen Schiedsrichter-Steinborn-Spiel der Stadionzaun seine Untauglichkeit offenbarte, nachdem ferner ein Zuschauer den Platz erstürmen konnte, und nachdem schließlich gegen Regensburg die Ordnungsmacht nur bis Pause warten konnte, um einen Zuschauer abzuführen, folgt jetzt die Quittung: Kein Bier mehr in der Vorrunde, Erhöhung der Ordnerzahl, Erneuerung des beschädigten Stadionzauns sowie als Bewährungsauflage die Halbierung des Fassungsvermögens von Block 2. Und sollte in den nächsten drei Spielen irgendetwas noch so Kleines passieren, dann dürfen auch im Pokalschlager gegen Nürnberg nur noch 2500 Kickersfans dort stehen, wo's am schönsten ist...

Wie gesagt, die Lage ist ernst. Und was kann man machen? Nix, absolut nix. Oder etwa doch ziviler Ungehorsam wider die Zerstörung der Fußballkultur? Nein, niemals, dann würden sich die Kickers ziemlich bald in der Kreisliga wiederfinden - das käme einem Märtyrertod schon ziemlich nahe. Nein, der Verband, der demnächst auch Trainer Berndroth ob seiner Emotionalität am Spielfeldrand bestrafen wird, hat die WM 2006 im Blick, und bis dahin sollen die Stadien weitestgehend von störenden Elementen gesäubert sein.

Nachdem man am Vormittag seine staatsbürgerlichen Pflichten erfüllt und seine fünf Kreuze gemacht hatte, ging es mit einem Rest an Optimismus in die Pfalz. Getreu dem Motto "Morgens wählen, mittags gewinnen" sollte endlich der Knoten platzen, sollte endlich eine Serie von drei, vier Siegen in Folge beginnen, sollten endlich alle Zweifel an der Ligatauglichkeit dieser Mannschaft ausgeräumt werden. Doch selbst die offensive Ausrichtung der Kickers, die mit drei Stürmern antraten, half nicht weiter. Einzig der fast schon als überragend zu bezeichnende Müller sorgte für Wirbel im Angriff, während Petry und vor allem Naciri (dessen Ecken eine einzige Zumutung sind) erneut enttäuschten. Umso schlimmer, daß man auch noch gegen einen erschreckend harmlosen Gastgeber spielte, der die Defensive des OFC um Libero Barletta kaum beschäftigen konnte.

Trotz des torlosen Unentschiedens zur Pause waren die etwa 400 (OP: 250) mitgereisten Kickersfans nicht unzufrieden; wie bereits gegen Regensburg war der Führungstreffer offensichtlich nur eine Frage der Zeit. Doch wieviel Zeit hat man? Nach Wiederanpfiff verging Minute um Minute, wo bleiben die zwingenden Torchancen, wann fällt das Tor? Begünstigt durch das Wegbleiben der Dauernörgler versuchte der Anhang nach Kräften, die Mannschaft zu unterstützen - doch der Diagnose "im Sturm bestenfalls Oberliga" war nicht zu widersprechen. Zwar wurden mit Knappmann und Sabanovic offensive Spieler eingewechselt, und Neuzugang Schönefeld kam zu seinem Debüt, doch all dies reichte nicht, 45 Minuten waren eben zuwenig für den zur Pause erhofften Siegtreffer. So endete das Spiel 0:0, wieder ein Unentschieden - aber wenigstens gab es keine Ausschreitungen (oder vielmehr das, was Presse, Verband und Polizei darunter verstehen), so daß die Hoffnung nicht gänzlich unbegründet ist, die nächsten drei Heimspiele ohne Verstoß gegen die eingangs erwähnten Bewährungsauflagen zu überstehen.

Und die sportliche Situation? Der OFC hat neben dem Stürmerproblem ein weiteres: Die vielen Unentschieden - daran schien auch das mächtige, heute aber fast menschenleere Fritz-Walter-Stadion zu erinnern: Denn schließlich waren es die 18 Unentschieden gewesen, die den hier spielenden FCK in der Spielzeit 95/96 erstmals in seiner Geschichte aus der Bundesliga absteigen ließen. Dies sollte eine Warnung zur rechten Zeit sein...

Dennoch besteht kein Anlaß zur übertriebenen Schwarzmalerei. Ein paar Erfolgserlebnisse sowie der daraus resultierende Optimismus, und es geht wieder aufwärts - man denke nur zurück an die Regensburg-Saison, als in tiefster Hoffnungslosigkeit Trainer Berndroth das Kommando übernahm und der Abstieg in die Oberliga noch verhindert werden konnte. Und der feste Glaube an die Vorhersage "Abstiegskampf ja, Abstieg niemals" war nach dem Spiel sogar einen Kasten Bier als Wetteinsatz wert...

Photos: Fritz-Walter-Stadion


Artikel 66 der Verfassung des Landes Hessen:
Die Landesfarben sind rot-weiß.

Startseite Zurück Gästebuch