Wehen OFC

SV Wehen - OFC 1:1


Wehen - wieder einmal beschlichen einen zwiespältige Gefühle: Sicherlich, es ist jedesmal aufs Neue schön, die nicht nur zahlenmäßige Überlegenheit des Kickers-Anhangs gegenüber der Taunussteiner Dorfbevölkerung zu erleben, die diese Begegnung zu einem exterritorialen Heimspiel werden läßt. Andererseits werden bei Stadien wie dem Wehener Halberg Erinnerungen wach an die düstersten Herborn/Haiger-Zeiten der Oberliga - und nach denen sehnt sich bestimmt niemand zurück.

Jenseits solcher Überlegungen galt es, ganz pragmatisch an die Sache heranzugehen. Also Karte im Vorverkauf besorgen, eine Alternativroute durch Wiesbaden heraussuchen (garantiert ohne Polizeikontrollen, noch) und vor allem früh losfahren (es sei denn, man würde dem halbstündigen Warten vor den Kassenhäuschen einen gewissen Kultstatus zugestehen). Doch ganz so schlimm wurde es diesmal nicht: Zwar wurde die morgens in der OP genannte Zahl von 1000 Kickersfans wohl übertroffen, aber im Vergleich zu den Vorjahren waren es schon merklich weniger. Wieviele es nun genau waren, läßt sich in Wehen ohnehin nur schwer einschätzen; bei insgesamt 2500 Zuschauern nehme man die Hälfte, addiere einen beliebigen Wert, und dann kommt man ungefähr auf die Zahl der Kickersfans. Ansonsten war alles wie gewohnt: Für die Gästefans einen notgedrungen bewachten Großparkplatz direkt vor dem Eingang (auf dem nach dem Spiel wieder nix vorwärts ging), Bratwürste mit Brot statt Weck sowie die berühmten drei Klohäuschen mit den entsprechenden Warteschlangen.

Trainer Berndroth hatte die Mannschaft geringfügig umgestellt, Falk spielte zusammen mit Petry im Sturm, dahinter agierten Müller und Naciri, und als Libero scheint mittlerweile Barletta anstelle von Zitouni (nun Manndecker) gesetzt zu sein. Das Spiel begann, wer hätte etwas anderes erwartet, wie die letzten beiden Begegnungen: Der OFC hatte mehr Spielanteile, insbesondere Petry wirkte nach seinem Treffer vor einer Woche erfrischend aggresiv und selbstbewußt, doch richtige Torchancen sollten sich zunächst nicht ergeben. Trotzdem war das 0:0 zur Pause nicht besorgniserregend, die Partie hatte weit mehr Ähnlichkeiten zum Heimspiel gegen die Bayern-Amateure als zu jenem gegen Elversberg, und so war die Hoffnung berechtigt, daß heute erneut die neunzig Minuten ausreichen würden, um das Tor zu erzielen.

Nach dem Wechsel kam nach längerer Verletzungspause Lorenz in die Mannschaft, und das Spiel wurde langsam besser - nach einer knappen Viertelstunde war es dann soweit: Der heute offensiver als sonst auftretende Dworschak traf mit einem beherzten Schuß zur verdienten 1:0-Führung. Doch oh weh(en), vier Minuten, nachdem man gemeint hatte, auf die Frage "Elversberg oder München?" die Antwort zu wissen, wurde man wieder daran erinnert, daß ein Fußballspiel nicht nur 0:0 oder 1:0 ausgehen kann. Die Gastgeber erzielten vollkommen überraschend den 1:1-Ausgleich, und auf einmal war der Spielfluß der Kickers dahin - und damit auch die heute nur in Ansätzen vorhandene gute Stimmung der Fans, die nun eher über einfachere Fragen des Alltags diskutierten. Beispielsweise darüber, warum es auf dem Halberg immer kälter ist als in Offenbach, ob der Niederschlag noch Regen oder bereits Schnee sei, sowie ob ein mit deutlichem Übergewicht herumlaufender Wehener Spieler nun zu dick oder zu fett sei.

Doch je mehr das Ende des Spiel nahte, desto gefährlicher wurden die Angriffe der Taunussteiner - bis hin zu jener Großchance, als nach einem Patzer von Torwart Thier ein Wehener vor dem leeren Tor stand, den Ball aber aus seiner Sicht unentschuldbar weit darüber in Richtung VIP-Loge schoß. Die letzte Möglichkeit des Spiels vergab Petry, es blieb beim 1:1-Unentschieden, mit dem wohl beide Mannschaften nicht recht zufrieden sein dürften.

Aber man sollte auf Seiten des OFC nicht zuviel klagen, so lange der Trend von Spiel zu Spiel nach oben zeigt, wird es eines Tages auch wieder gelingen, in einem Spiel zwei Tore zu schießen - und damit die Grundlage dafür zu schaffen, daß ein Gegentor wie heute oder gegen Regensburg nicht automatisch zwei verlorene Punkte bedeutet.

Photos: Stadion Halberg


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