SV Darmstadt 98 - OFC 0:2Wieder einmal stand das Derby gegen Darmstadt an, und damit wieder einmal die Frage, wie man am besten, also am sichersten, nach Darmstadt kommt. Den Fan-Zug hatte man schon beim letzten Mal verschmäht, mit OF-Kennzeichen am Böllenfalltor zu parken, ist reiner Wahnsinn, da mußte eine andere Lösung her. So fuhr man also mit dem Auto nach Langen, bestieg für zehn Minuten und sechs(!) RMV-Mark die Regionalbahn (ohne Kickersfans und ohne BGS) und fuhr schließlich mit dem Taxi bis ans Stadion. Tja, die zwanzig Mark hierfür wären eigentlich recht gut angelegt gewesen - wenn der Taxifahrer gewußt hätte, wo der Eingang für Gästefans ist. Wußte er aber nicht, und so blieb nix anderes übrig, als ums halbe Stadion herum zu laufen und nach Möglichkeit feindlich gesinnte Zurufe Einheimischer zu überhören... Nachdem endlich der Eingang auf der Rückseite erreicht war, hatte man genügend Zeit zum Verschnaufen. Es ging nicht weiter, zwei Kassenhäuschen waren einfach zu wenig; da spielte es auch keine Rolle, ob man sich seine Karte schon im Vorverkauf besorgt hatte oder nicht. Wer mußte da nicht an Wehen zurückdenken? Bei der Frage, wieviele Offenbacher Fans mit nach Darmstadt fahren würden, erwartete man eine ähnliche Zahl wie in Mannheim oder Fulda - minus ein Drittel wegen derer, die aufgrund gewisser Umstände (Sicherheitslage und zwei Niederlagen in Folge) lieber zuhause blieben. Aber siehe da, dieses Drittel kam doch, und so trugen die 2500 (OP: 3000) Kickersnasen einen ordentlichen Anteil zu den insgesamt 11500 Zuschauern bei; damit dürfte es sich wohl um das bisher bestbesuchte Spiel der Südliga handeln. Das Spiel begann, bei den Kickers waren wieder Thier, Zitouni und Dworschak dabei, Corrochano rückte auf die linke Seite (auf der man auch Tonello nach seinem guten Spiel vor einer Woche eine Chance hätte geben können), und im Angriff gab es einen Rollentausch: Naciri spielte eindeutig Stürmer, während es bei Schindler und Würll schwierig auszumachen war, wer zweiter Stürmer und wer hinter den Spitzen spielte. Doch bereits nach acht Minuten war diese Frage nicht mehr so interessant, denn nach einer Flanke von Naciri war es ein Darmstädter, der die Rolle eines OFC-Stürmers übernahm und ins eigene Tor traf. Da war sie also wieder, diese frühe Führung, die den Kickers in dieser Saison schon einige Mal gelang, und die jedes Mal den Druck auf die Spieler reduzierte. So auch hier, die Lilien kamen außer einem Lattentreffer zu keinen nennenswerten Chancen, und mit dieser Führung ging es auch in die Pause. Aber waren da in den letzten beiden Wochen nicht drei Spiele (einmal die Erste, zweimal die Zweite), in denen aus einem 1:0 noch eine 1:2-Niederlage wurde? Vorsicht war also angeraten, doch auch die zweite Hälfte begann so, wie die erste aufgehört hatte. Die Kickers blieben ihrer taktischen Marschroute treu, standen hinten sicher, und insbesondere die Rückkehr von Thier und Zitouni machte sich positiv bemerkbar. Im offensiven Mittelfeld war es Dworschak, der, wie Binz gegen Kaiserslautern, das Spiel immer wieder ankurbelte, so daß die Kickers auch zu einigen Chancen kamen. Und eine dieser Chancen verwandelte Schindler Mitte der zweiten Hälfte mit einem schönen Seitfallzieher zum 2:0. Wenigstens konnte man nun nicht mehr 1:2 verlieren... Kurz darauf eine Szene, deren vollständige Interpretation erst nach dem Spiel gelang: Angriff der Kickers, Pfiff des Schiedsrichters, kein Foul, was war geschehen? "Handspiel eines Darmstädters" hieß es von den Umherstehenden, dafür muß es Rot geben, aber warum in aller Welt wollten alle gesehen haben, daß der Regelverstoß außerhalb des Strafraums passiert war? Das ist doch nach allgemeiner Regelkunde für den Platzverweis ohne Bedeutung, und im Strafraum hätte es auf jeden Fall Elfmeter gegeben. Seltsam, seltsam. Aber wenn man statt sich nur über die Rote Karte zu freuen, die Augen aufgemacht hätte, hätte man gesehen, daß anschließend ein Feldspieler ins Tor mußte - weil, und das ist des Rätsels Lösung, der Torwart derjenige war, der unerlaubtermaßen die Hände im Spiel hatte. Nicht nur Politiker haben manchmal Blackouts... Doch auch gegen nur zehn Darmstädter ließen die Kickers von ihrer Taktik nicht locker, statt zu versuchen, den Gegner abzuschießen, spielten sie ruhig weiter, so als ob nichts geschehen wäre. Respekt vor dieser taktischen Meisterleistung, die eindeutig die Handschrift von Trainer Berndroth trägt. Seine Besonnenheit unterscheidet sich in diesen Tagen so wohltuend von der Aufgeregtheit von Kickers-Präsident Dieter Müller. Als dieser während der Woche Gedanken an einen Aufstieg bereits in diesem Jahr geäußert hatte, konnte man dies noch mit seiner Unerfahrenheit entschuldigen; doch nach dem 2:0-Sieg in Darmstadt erneut dieses Thema anzusprechen und damit Trainer und Mannschaft weiter unter Druck zu setzen, ist unverantwortlich. Oder sollte man Trainer Berndroth einfach ignorieren, wenn ihn die OP mit den Worten zitiert: "Wenn bei den Kickers wieder die Zeit der Sprücheklopfer kommt, bin ich nicht mehr der richtige Mann auf der Trainerbank." Hätte der Präsident doch bloß geschwiegen! |