Theater & Oper: Tagebuch 2007


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 TheaterstückA: Autor
R: Regisseur
K: Komponist
D: Dirigent
P: Produktion
TheaterNoteKommentar
Januar Kälter als hier A: Laura Wade
R: Martin Ratzinger
Staatstheater Darmstadt, Kammerspiele 7 Wenn man bei dem blöden Tod schon nicht zu entscheiden hat, ob und wann er eintritt, sollte man wenigstens alles andere festlegen, was damit zu tun hat - ist ja schließlich ein wichtiges Ereignis. Und bloß nicht von jammernden Demnächst-Angehörigen irritieren lassen!
Perdita Durango A: Barry Gifford
R: Sebastian Baumgarten
Schauspiel Fr., Schmidtstraße 6 Zwischenzeitlich roch's sogar nach Rote Beetesaft... Aber immerhin gab es zweieinhalb Stunden lang etwas zu sehen - selbst wenn man nicht wußte, ob's gefällt. Und die Bühne müssen andere aufräumen und saubermachen.
Februar Elchtest A: Jaan Tätte
R: Beat Fäh
Staatstheater Wiesbaden, Kleines Haus 8 Nicht gefundenes Glück,
fehlender Mut zum Glück,
nicht wahrgenommenes Glück,
weitergegebenes Glück,
falsch verstandenes Glück,
zu spät erkanntes Glück.
Schau in die Augen, Suchender!
Fremde Kämpfe A: Wilhelm Genazino
R: Simon Solberg
Nationaltheater Mannheim, Studio Werkhaus 9 Recht auf Arbeit für alle oder Recht auf ein Leben ohne Arbeit? Lohnarbeit oder Grundeinkommen? Was ist realistischer im 21. Jahrhundert? Eine moderne Frage in einem modern inszenierten Theaterstück.
Tod eines Handlungsreisenden A: Arthur Miller
R: Florian Fiedler
Schauspiel Fr., Kleines Haus 8 "Eines Tages werden wir's schaffen." Ich auch. Aus Trotz. Aber anders.
Die Comedian Harmonists A: Gottfried Greiffenhagen
R: Peter Hailer
Staatstheater Darmstadt, Großes Haus 8 Mehr unterhaltsame Revue denn problematisierendes Theaterstück - so konnte man sich ganz auf die Musik einlassen und sich mit den einzelnen Charakteren der Gruppe beschäftigen. Und dank des Conférenciers kam am Karnevalssonntag auch der Spaß nicht zu kurz.
März Kampf des Negers und der Hunde A: Bernard-Marie Koltès
R: Dimiter Gotscheff
P: Volksbühne Berlin
Schauspiel Fr., Großes Haus 4 Zwei Stunden bunter Konfettiregen und schon wieder kein Bühnenbild im Großen Haus. Haben die Städtischen Bühnen Fr. etwa kein Geld mehr? Und überhaupt: Daß Europa schuld an Afrikas Armut ist, muß man nicht von einer inhaltsleeren Inszenierung eingeprügelt bekommen.
Ein bißchen Ruhe vor dem Sturm A: Theresia Walser
R: Burkhard C. Kosminski
Nationaltheater Mannheim, Studio Werkhaus 8 Da prallten zwei Theaterwelten aufeinander: Die Reinheit des Worts auf den Atmo-Terror der Bilder, die perfekte Realität auf die Darstellung der Unspielbarkeit, der Schauspieler in einer Rolle auf die Rolle in einem Schauspieler.
Tango A: Slawomir Mrozek
R: Joanna Lewicka
Staatstheater Darmstadt, Kammerspiele 7 Damit man sich gegen eine Ordnung auflehnen kann, muß es erst einmal eine solche geben - oder um es deutlicher zu sagen: Es muß jemanden geben, der eine Ordnung vorgibt und diese verteidigt. Doch wie geht's weiter, wenn alle Ordnung beseitigt ist? Keine Sorge, irgendjemand wird sich schon finden...
April Der fliegende Holländer K: Richard Wagner
R: John Dew
D: Lukas Beikircher
Staatstheater Darmstadt, Großes Haus 9 Beeindruckend das Bühnenbild und die durch Lichteffekte erzeugte Atmosphäre - insbesondere in der Darstellung des Schiffs des Holländers während des Gesangswettstreits: Ein wahrlich schauderhafter Geisterchor.
Das Leben der Bohème A: Aki Kaurismäki
R: Christian Schürmann
Staatstheater Mainz, TiC 8 Französischer Lebenskünstler mit Hang zur finnischen Melancholie, der gerne Edit Piaf und Olavi Virta hört, sucht Gleichgesinnte (w), die wie er stets verliert und am Ende doch immer gewinnt.
Mai Edith Piaf A, R: Pit Holzwarth Nationaltheater Mannheim, Opernhaus 8 Die musikalische Ergänzung zu La Vie en rose: Wie beeindruckend muß es erst gewesen sein, bei der leibhaftigen Piaf in der fünften Reihe zu sitzen?
Juni Parsifal K: Richard Wagner
R: Hans Schüler
D: Axel Kober
8 Anders als in Fr. wurde die Langsamkeit des Werks auch durch die Handlung auf der Bühne und deren Gestaltung spürbar; die Inszenierung besaß zeitweise die Feierlichkeit einer Karfreitagsmesse. Und diesmal war es Gurnemanz, der begeisterte.
Oktober Nora oder Ein Puppenheim A: Henrik Ibsen
R: Hermann Schein
Staatstheater Darmstadt, Kleines Haus 9 Ein am Ende furioser Erkenntnisprozeß über die Irrungen, Wirrungen und Abgründe des (Zusammen-)Lebens, der Macht und, übertragen in die heutige Zeit, des Konsumwahns.
Truckstop A: Lot Vekemans
R: Ina Annett Keppel
Staatstheater Darmstadt, Kammerspiele 8 Wohl dem, der zu unterscheiden vermag zwischen dem großen, ganzen Sinn des Lebens und den sinnlosen, bunten Scherben, die in den Müll gehören.
November Des Teufels General A: Carl Zuckmayer
R: Cornelia Crombholz
Staatstheater Mainz, Großes Haus 7 Zu viel besoffen-dekadentes Geschreie, unnötiges Herumgerennne und irgendwann nervendes Klaviergeklimper - aber immerhin ein verdienter Szenenapplaus für ein Bekenntnis zur rassischen (heutzutage sagt man: kulturellen) Vielfalt.
Peer Gynt A: Henrik Ibsen
R: Axel Richter
Staatstheater Darmstadt, Kleines Haus 6 Wieviele Häute der Zwiebel muß man schälen, um zum Kern zu gelangen: Bin ich ich selbst? Und besteht dieser Kern dann aus mehr als Nichts und Tränen?
Robinson Crusoe oder Friday, I'm in love A: Daniel Defoe, Johannes Schrettle
R: Robert Lehniger
Schauspiel Fr., Schmidtstraße 8 Wie schwer fällt es eigentlich Theaterschauspielern, so in abgehackten Sätzen zu reden, wie es Künstler tun, wenn sie möglichst intellektuell erscheinen möchten?
Dezember Pelléas et Mélisande K: Claude Debussy
R: John Dew
D: Martin Lukas Meister
Staatstheater Darmstadt, Großes Haus 8 Wieso bin ich eigentlich Golaud? Warum nicht Pelléas? « Je suis ici comme un aveugle qui cherche son trésor au fond de l'océan. »
Tristan und Isolde A: Gottfried von Straßburg
R: Martin Oelbermann
Staatstheater Mainz, TiC 10 Zwei Tage nach dem Pelléas das historische Vorbild Tristan. Aber aufgepaßt: Lachen erlaubt! Rasantes Tempo, geniale Regieeinfälle und ein Schuß moderne Comedy - es scheint, je kleiner die Bühnenfläche im Mainzer TiC, desto besser Inszenierung und Schauspieler.
Ein Volksfeind A: Henrik Ibsen
R: Florian Fiedler
Schauspiel Fr., Großes Haus 9 Die Demokratie zwischen der dummen Mehrheit und der denkenden Minderheit: Ist daran nicht schon die 68er gescheitert, indem sie sich bis hin zur RAF radikalisierte? Wer begehrt eigentlich heute dagegen auf, durch Bild und Fernsehen ruhiggestellt zu werden? Gibt es denn gar keinen Hoffnungsschimmer?
Requiem A: Bernd Lange, Hans-Christian Schmid
R: Deborah Epstein, Marcus Mislin
Staatstheater Mainz, Kleines Haus 8 Daß die Kirche ihre Macht auf Angst aufbaute, ist unbestreitbar und in jedem (katholischen) Gotteshaus sichtbar. Aber haben sich die Zeiten nicht geändert? Sind es heute nicht andere, weltliche Dämonen, die sich unserer bemächtigen? Wer hat die Macht, die Fähigkeit und die Überzeugung, sie zu vertreiben?


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