| Theaterstück | K: Komponist R: Regisseur D: Dirigent T Titelpartie | Theater | Note | Kommentar |
Januar |
Die Walküre |
K: Richard Wagner
R: Martin Schüler
D: Axel Kober |
Nationaltheater Mannheim |
8 |
Hunding war ganz schön fies, Siegmund ziemlich fett und die Walküren liebenswert süß. Dazu Wotan, der in einem an die Stummfilme des deutschen Expressionismus erinnernden Bühnenbild zunächst von Fricka bezwungen wurde, dann den Tod seines Sohns zu betrauern hatte und schließlich noch die Lieblingstochter aufgeben mußte - und mit dem geschlagenen Gott nahm auch der Zuschauer unter dem langsam sich neigenden Vorhang Abschied von Brünnhilde. Alles Gute, bis zum Wiedersehen! |
Aida |
K: Giuseppe Verdi
R: Michael Heinicke
D: Martin Lukas Meister |
Staatstheater Darmstadt |
8 |
Oh, welch zum Verlieben schöne Aida, über der sich bereits im ersten Akt der hieroglyphenhafte Kubus ihres Schicksals senkte, der fortan als Damoklesschwert üder dem Geschehen hing, um schließlich das bittere Ende zu besiegeln. Möge Amneris' Wunsch nach Frieden, Frieden, Frieden in Erfüllung gehen. |
Februar |
Der fliegende Holländer |
K: Richard Wagner
R: Stefan Tilch
D: Till Hass |
Pfalztheater Kaiserslauern |
8 |
Eine Welt der Gegensätze: Der arme, bodenständige Kleinkünstler und der weltgewandte, nur an sich selbst denkende Star. Das Zelt eines Obdachlosen, die ganz, ganz kleine norwegische Bank und der mit Schätzen reich belandene Bankenturm. Und selbst wenn Sentas Beweggründe nicht so recht nachvollziehbar waren, so bot das Ende doch eine interessante, neue Interpretation: Erik opfert sich, rettet damit Senta und erlöst den Holländer, um dann selbst als Verdammter über die Weltmeere zu fahren. Warum eigentlich nicht? |
März |
Siegfried |
K: Richard Wagner
R: Martin Schüler
D: Axel Kober |
Nationaltheater Mannheim |
7 |
Nach einem verkorksten, weil viel zu lauten ersten Akt, in dem der arme Mime auch noch unnötig viel malträtiert wurde, behielt Wotan den Fortgang der Handlung stets in seiner Gewalt androhenden und ausübenden Hand, um schließlich sich dem zu beugen, was man in den Worten des Kinos mit der Frage umschreiben kann: Kann es ein schöneres Happy-End als mit Siegfried und Brünnhilde geben? |
Die Meistersinger von Nürnberg |
K: Richard Wagner
R: Roman Hovenbitzer
D: Georg Fritzsch |
Oper Kiel |
8 |
Eine Inszenierung, in der das einfache Volk eine gewichtige Rolle spielte: Durchaus interessant, wie etwa die Unterschiedlichkeit der Lehrbuben und auch ihrer Meister, leider aber im zweiten Aufzug mit der Schrebergartenidylle auf einer nur teilweise einsehbaren Bühne recht albern, zuletzt bei der Schlußszene in der Darstellung gewagt modern den Event-Gewohnheiten der heutigen Zeit angepaßt. Das alles in einem weit mehr als zur Hälfte leeren Opernhaus - lag's etwa an der Vorankündigung, es handele sich hier um eine "tiefgründige Komödie"? |
April |
Parsifal |
K: Richard Wagner
R: Kurt Horres
D: Axel Kober |
Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf |
8 |
Selbst wenn die Inszenierung mit Ausnahme des einen glückseligen Moments von Parsifal und Kundry wenig Aufregendes in bezug auf Personenführung und Bühnenbild bot und sogar manches vorenthielt (Kundry sinkt entseelt zu Boden), so war sie gesanglich und musikalisch die bisher wohl beste - und vielleicht der Beginn einer neuen Karfreitagstradition. |
Rienzi |
K: Richard Wagner
R: Nicolas Joel
D: Matthias Foremny |
Oper Leipzig |
8 |
Ein Hauch von (italienischer) Mafia, ein ständiges Mitdenken in (deutscher) Geschichte und eine Aufführung, die wegen des Aschemonsters fast ausgefallen wäre - dann aber gleich mit zwei Irenen stattfand. |
Mai |
Gisei – Das Opfer |
K: Carl Orff
R: John Dew
D: Constantin Trinks |
Staatstheater Darmstadt |
8 |
Carls Orffs erstes und letztes Bühnenwerk an einem Abend: Zwischen Gisei (ein Hauch von Nokan) und der Comoedia (das, was man sonst im Radio nur als Neue Musik hört, aber nicht sieht) lagen sechzig Jahre - beziehungsweise eine Stunde. |
De temporum fine comoedia |
9 |
Juni |
Parsifal |
K: Richard Wagner
R: Hans Schüler
D: Erich Wächter |
Nationaltheater Mannheim |
9 |
Nun war es also der Mannheimer Museums-Parsifal von 1957, den ich als erste Operninszenierung zum zweiten Mal gesehen habe - und beim dritten Mal wird vielleicht auch mal ein Platz weiter vorn zu haben sein. |
Das Rheingold |
K: Richard Wagner
R: Vera Nemirova
D: Sebastian Weigle |
Oper Frankfurt |
7 |
Eine gerade in der ersten Szene so sehr die Bühnentechnik in den Vordergrund stellende Produktion, daß bei den Rheintöchtern vor lauter Sorge, sie könnten hinfallen, keine Anmut zu erkennen war. Und dann auch noch der Seifenblasen produzierende Froh, albern! Immerhin war die zweite Hälfte, auch dank des überzeugenden Loge besser - mal sehen, wie's in den nächsten Teilen weitergeht... |
Tristan und Isolde |
K: Richard Wagner
R: Claus Guth
D: Axel Kober
T: Ian Storey, Janice Baird |
Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf |
8 |
Nach der unvergeßlichen Dessauer und der viel zu kalten Wiesbadener Inszenierung nun eine, in der die Distanz der beiden Liebenden, die den Pflanzen im Treibhaus gleich sich nicht frei bewegen können, hervorgehoben wurde - dazu viele Räume, noch mehr Türen und Brangäne als Alter Ego von Isolde, Seelenwanderung am Ende inbegriffen. |
Juli |
Götterdämmerung |
K: Richard Wagner
R: Martin Schüler
D: Axel Kober |
Nationaltheater Mannheim |
9 |
Den Tränen so nah: Arme Waltraute, deren Flehen nicht verstanden wurde. Arme Brünnhilde, die keine Gegenwehr leisten konnte. Armer Wotan, dessen letzter Versuch zur Versöhnung zu spät kam.
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Oktober |
Der fliegende Holländer |
K: Richard Wagner
R: Adolf Dresen
D: Georg Fritzsch
T: John Wegner |
Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf |
7 |
Ein bißchen viel Schiffgewackel und Plastiktütenwellen, zu wenig Emotionen beim Holländer und überhaupt kein Pathos in der Schlußszene - aber egal: Wenn bei der Oper die Inszenierung nicht ganz gefällt, kann man sich immer noch an der Musik erfreuen. Zumal, wenn's eine der beiden Lieblingsopern ist... |
November |
Stueck |
K: Richard Wagner
R: Sandra Leupold
D: Hermann Bäumer
T: Alexander Spemann |
Staatstheater Mainz |
8 |
Venus und Elisabeth: Eine spannende Inszenierung, in der die Gemeinsamkeiten fast größer sind als die vordergründigen Unterschiede. - Dem Schmerz sein Recht? Ja bitte, solange es nicht die eigenen sind... |
Dezember |
Carmen |
K: Georges Bizet
R: Mei Hong Lin
D: Lukas Beikircher
T: Erica Brookhyser |
Staatstheater Darmstadt |
9 |
Lebensfreude pur in Rot: Carmen in Darmstadt, inszeniert von Mei Hong Lin - Tanztheater trifft Oper! Und ein extra großes Lob für den Kostümbildner! |